Am 31.Oktober 2018 wurde zum 27ten Mal in der UN abgestimmt, ob die Blockade, die von den USA Kuba seit 1960 offiziell auferlegt wurde, beseitigt werden soll. Für die CUJAE, die Universität an der wir studieren, bedeutete dies einen riesigen Aktionstag, auf dem die Studierenden mobilisiert wurden, sich gegen die Blockade auszusprechen, die im Alltag aller kubanischen Bürger*innen ein großes Ausmaß hat. Nicht nur dass keine US-Amerikanische Firma oder Tochtergesellschaft Handel mit Kuba betreiben darf. Allen Firmen und Nationen, die mit den USA in wirtschaftlichen Beziehungen stehen, drohen Sanktionen von den USA, wenn sie mit Kuba Handel treiben, Kuba darf nicht mit dem Dollar handeln und kein Produkt, das mehr als 3% in Nordamerika produzierte Bestandteile hat, darf nach Kuba exportiert werden. Darunter fallen sowohl Ressourcen, die für die wirtschaftliche Entwicklung und Unabhängigkeit Kubas von Bedeutung sind wie Maschinen für die Industrie als auch lebensnotwendige Ressourcen wie Medikamente und medizinische Werkzeuge. Deshalb ist die UN Abstimmung von großer Relevanz und Bedeutung für die kubanische Bevölkerung.
Für mich war die Veranstaltung gegen die Blockade sehr begeisternd, weshalb ich in diesem Artikel das ganze Geschehen aus meiner Sicht festhalten möchte.
Der große Tag wurde von der FEU (Federación de Estudiantes Universitarios; Massenorganisation der Studierenden) organisiert, welche sich ins Zeug gelegt hatte, das gesamte Gelände so zu verwandeln, dass ich an jeder Ecke etwas zum Ansehen, Lesen und Mitmachen fand.
Zu Beginn schaute ich mich auf den Gängen um, wo ein Bereich aufgebaut war, um Schachturniere gegen die Blockade zu spielen. Viele Studierende saßen konzentriert am Spiel. Andere standen gespannt drum herum.
Weiter ging es, wenn man den Gang entlang lief, in einem anderen Bereich, der dazu genutzt wurde, die verschiedenen Uni Fachschaften vorzustellen. Sie stellten sich aber nicht nur aus, sondern sprachen sich auch gegen die Blockade aus und trugen ihre Errungenschaften vor, die sie trotz Blockade gemeistert haben bzw. erklärten die Einflüsse der Blockade auf ihre Fachbereiche.
Doch nicht nur die Fachschaften hatten Stände vorbereitet. Ein kompletter Gang wurde dem Internationalismus gewidmet, auf dem die verschiedenen Nationalitäten, die auf dem Campus vorzufinden sind, eigene Stände aufbauten. Dort stellten sie Kulturgegenstände wie Trachten und Skulpturen aus und auf einem großen Plakat sammelten sie Unterschriften und Statements in verschiedenen Sprachen gegen die Blockade, auf dem auch wir uns verewigten.
Einen Schwerpunkt hatte auch die Kunst. Ein ganzer Bereich auf dem Uni Gelände war ihr gewidmet. Ihn zierte ein großes Gemälde, an dem einige Künstler*innen arbeiteten, ein Stand, bei dem Gesichtsbemalungen mit Motiven wie der kubanischen Flagge oder dem Spruch „No más Bloqueo“ angeboten wurden, und eine Wand, die mit Papier beklebt wurde, um „Abdrücke gegen die Blockade“ zu sammeln, wo alle ihre Hand in Farbe tunken und ihre „Huella“ (Abdruck) hinterlassen konnten. Künstlerische Ausdrücke gegen die Blockade konnte man aber nicht nur dort finden. An vielen Ecken wurden Skulpturen aufgebaut, die die Blockade veranschaulichten.
Verließ man das Erdgeschoss und ging ins erste Stockwerk, fand man einen Bereich wo politische Diskussionen und Vorträge stattfanden. Dort hielt z.B. Yosua Palacio, ein junger Anwalt und Präsident der Martianischen Jugendbewegung (an José Martí angelehnt), einen interessanten Vortrag über die fehlende rechtliche Grundlage für das weitere Bestehen der Blockade.
Dies war aber noch nicht alles. An einer Ecke gab es auch einen Bücherverkauf, wo sowohl Romane als auch Fachbücher zu sehr erschwinglichen Preisen verkauft wurden.
Der Hauptpunkt auf dem ganzen Gelände, wo sich die Mehrheit an Studierenden, Professor*innen und anderen Mitarbeiter*innen letzten Endes versammelten, war der „Cenicero“, ein Platz auf dem eine große Leinwand und Bühne aufgebaut wurde. Dort liefen die ganze Zeit über Auftritte und musikalische Beiträge. Tolle Sänger, Bands und auch der ein oder andere poetische Beitrag wurden dort vorgestellt. Vor allem freuten wir uns, unseren Compañero Meas auf der Bühne zu sehen, welcher eingeladen wurde ein Gedicht zum Thema zu verfassen und vorzustellen.
Für unglaublich viel Stimmung sorgte zum Ende hin ein Auftritt der „Guaracheros de Regla“, einer Karnevalsgruppe. Die Gruppe tauchte ganz plötzlich auf und tanzte zusammen mit allen Studierenden zu Rumba Musik und riss alle Mauern ein, die als Skulpturen auf dem Campus aufgebaut waren. Das Ausmaß der Blockade wurde den Teilnehmer*innen am Aktionstag über alle Kanäle, Bereiche und Sinne gezeigt und jeder konnte sich überall beteiligen.
Die gesamte Veranstaltung bekam in den sozialen und den kubanischen Medien sehr viel Aufmerksamkeit. Nicht nur waren Cubavision und Radio Rebelde vor Ort und machten Aufnahmen oder führten Interviews. Die ganze Universität wurde mit einem kostenlosen und unbegrenzten Internet Hotspot für den Tag versorgt, um allen die Möglichkeit zu geben, das Geschehnis im Internet zu verbreiten und unter dem Hashtag #NoMásBloqueo ihre Bilder, Videos und sonstigen Beiträge zu posten.
Am Ende des Tages gab es nur zwei Stimmen für den Erhalt der Blockade von den USA und Israel, alle anderen Mitgliedsstaaten der UN stimmten für die Abschaffung. Seit Jahrzehnten fällt das Ergebnis in fast gleicher Weise aus, trotzdem hat dies keine Auswirkungen auf die Politik der USA gegenüber Kuba. Ich hoffe, dass durch diese große, fassettenreiche Veranstaltung viele junge Leute für dieses bedeutende Thema sensibilisiert wurden. Ich für mich empfand die Stimmung auf dem Campus für sehr interessiert und belebt und bin froh, dass ich an dem Event teilnehmen konnte.