In einem der vorherigen Artikel unseres Blogs hat Pablo sich mit der Rolle des Zuckers in der kubanischen Gesellschaft auseinandergesetzt („Kubanische Kristalle“).Neben generellen Erläuterungen zu gesundheitlichen Risiken, die ein erhöhter Konsum mit sich bringen kann, wurden Zahlen zum Zuckerverbrauch auf Kuba und dem prozentualen Anteil an DiabetikerInnen in den Kontext gesetzt. Außerdem fand in den Artikel die wirtschaftliche Bedeutung der Zuckerproduktion für den kubanischen Staat Eingang.
Vor mir eröffnet sich das Panorama der Stadt, in der ich nun schon mehrere Monate lebe und die ich mit all ihren Eigenheiten bereits lieb gewonnen habe. In meinem Rücken befindet sich eine etwa 20 Meter hohe Statue, die stark an den „Christo Redentor“ Rio de Janeiros erinnert und durch ihre erhöhte Position östlich der Hafeneinfahrt den Besucher_innen einen genialen Blick über die Altstadt gewährt. Doch nicht nur die Sicht, sondern auch die Luft lässt mich an diesem Ort verweilen. Während mir der Wind eine willkommene Erfrischung zu den sommerlichen Temperaturen des kubanischen Winters bereitet und ein leichter Geruch von Meersalz in meine Nase steigt, vergesse ich für kurze Zeit die unangenehmen Seiten meines Aufenthaltes in dieser so einzigartigen Stadt.
Ich stehe auf dem Schulhof der örtlichen Grundschule, etwa 10 Minuten Fußweg von unserer Uni, der CUJAE, entfernt. Die Klassenräume sind geschlossen, die Sonne geht unter. Mit mir sind etwa 70 weitere Personen, unter ihnen auch einige politische Funktionäre, gekommen, um an der heutigen Veranstaltung des CDR teilzunehmen. CDR steht für „Comité de Defensa de la Revolución“, also für „Komitee zur Verteidigung der Revolution“ und ist die überall existierende Nachbarschaftsvereinigung Kubas. Der Wahlspruch dieser Organisation lautet: „En cada barrio revolución!“ (In jedem Stadtviertel Revolution!).
Am 26.05.2019 wird das Parlament der Europäischen Union gewählt. Ein alle fünf Jahre stattfindender, für viele Wahlberechtigte eher uninteressanter Akt. Desinteresse, Resignation und die Ablehnung des neoliberalen Systems der EU können Beweggründe sein, sich der am Sonntag stattfindenden Wahl zu enthalten. Es scheint sich ja sowieso nichts zu bewegen. Die Menschen in der EU und ihren 28 Mitgliedsstaaten sind weitestgehend entsolidarisiert, das hauptsächlich Verlierer produzierende Wirtschaftssystem ist gefestigt, der Parlamentarismus an sich droht vor dem Hintergrund von privaten Schiedsgerichten und Freihandelsabkommen ohnehin zur gut bezahlten Beschäftigungstherapie für Berufspolitiker zu verkommen.
Am 31.Oktober 2018 wurde zum 27ten Mal in der UN abgestimmt, ob die Blockade, die von den USA Kuba seit 1960 offiziell auferlegt wurde, beseitigt werden soll. Für die CUJAE, die Universität an der wir studieren, bedeutete dies einen riesigen Aktionstag, auf dem die Studierenden mobilisiert wurden, sich gegen die Blockade auszusprechen, die im Alltag aller kubanischen Bürger*innen ein großes Ausmaß hat. Nicht nur dass keine US-Amerikanische Firma oder Tochtergesellschaft Handel mit Kuba betreiben darf. Allen Firmen und Nationen, die mit den USA in wirtschaftlichen Beziehungen stehen, drohen Sanktionen von den USA, wenn sie mit Kuba Handel treiben, Kuba darf nicht mit dem Dollar handeln und kein Produkt, das mehr als 3% in Nordamerika produzierte Bestandteile hat, darf nach Kuba exportiert werden. Darunter fallen sowohl Ressourcen, die für die wirtschaftliche Entwicklung und Unabhängigkeit Kubas von Bedeutung sind wie Maschinen für die Industrie als auch lebensnotwendige Ressourcen wie Medikamente und medizinische Werkzeuge. Deshalb ist die UN Abstimmung von großer Relevanz und Bedeutung für die kubanische Bevölkerung.
Am vergangenen Mittwoch dem 31.10.2018 fand vor der UNO erneut eine Abstimmung über eine Resolution von Kuba statt, welche die Aufhebung der Blockade Kubas durch die USA fordert, die Kuba noch immer als »feindliche Macht« deklariert. In diesem Rahmen gab es auch bei uns an der Universität eine Veranstaltung, bei der ich folgendes, von mir geschriebene Gedicht vortrug:
Als Reaktion auf die Enteignung aller US-Konzerne in Kuba wurden nicht nur wirtschaftliche Sanktionen von den USA beschlossen. Militärische Angriffe, hunderte von gescheiterten Anschlägen, Zusammenarbeit mit den Mafia-Bossen, die noch nicht über den Verlust ihrer Bordelle, Casinos und ihres lukrativen Drogenhandels nach 1959 hinweg waren, gehörten zur Tagesordnung. Der durch die kubanische Revolution sich verbreitende Unabhängigkeitsdrang vieler lateinamerikanischer Länder und die Ideen einer sozialistischen Gesellschaft stellten eine Bedrohung für den US-Imperialismus dar. Dementsprechend wurde am 6. April 1960 „das Provozieren von Enttäuschungen und Entmutigung durch wirtschaftliche Not“ in einem US-Dokument als Ziel aller Sanktionen1 formuliert. Der damalige Staatssekretär Lester Malory verfasste in einem Memorandum:
Dass sich eine Blockade meist gegen die Bevölkerung eines Landes richtet, ist bekannt. Aber, dass sie sich auch gegen die EIGENE Bevölkerung richtet? Wo es so etwas gibt, haben wir auf einem unserer Besuche von Betrieben und Forschungszentren im Rahmen unseres Unterrichts von Problemas Sociales de la Ciencia y la Tecnología erfahren.
Das Schlimmste ist überstanden, die kubanische Wirtschaft scheint sich aus dem Tief der Spezialperiode von 1994 langsam wieder zu erheben. Die Lebensqualität der Kubaner steigt erneut und die Wirtschaftsaktualisierungen versprechen ein langsames, aber sicheres Wirtschaftswachstum, wie 1996 mit sogar knapp 8%, doch die Spezialperiode ist noch nicht überwunden.
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