Ein Gespräch zu Dritt

Stellt euch vor, eine ältere cubanische Frau, die die Revolution gelebt hat, ein deutscher Student, der die Revolution liebt und der US-amerikanische Präsident, der die Revolution hasst, würden sich unterhalten.

Obama: „Stolz unterstützten die USA Demokratie und Menschenrechte in Cuba in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Das taten wir vornehmlich durch die Politik der Isolierung der Insel, indem wir Reisen und den Handel unterbanden.

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Kein Bier mehr zum Geburtstag

Sollte die „Libreta“ als System der Verteilung von Lebensmitteln abgeschafft werden?

Überall sieht man diese kleinen Heftchen. Wenn CubanerInnen in den staatlichen Vergabestellen für Bezugsleistungen, den sogenannten Bodegas, einkaufen gehen, zücken sie ihre Libreta, um damit Nahrungsmittel und Haushaltswaren zu erhalten. In der Bäckerei gibt es sogar eine eigene Schlange für die Kunden mit Libreta, wo sie für ein Brötchen anstatt dem normalen Preis für 1 Peso (ca. 3 Euro Cent), nur 5 Peso Cent bezahlen (umgerechnet 0,15 Euro Cent). Doch was steckt dahinter, wie funktioniert dieses System der Lebensmittelverteilung und woher kommt es?

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Fakten statt Emotionen

Unter dem Gesichtspunkt der Lebensqualität richten wir den Fokus auf Bildung, Gesundheit und Ökologie auf Cuba.

Wir publizieren diesen Artikel auf Grund seines Umfangs in zwei Teilen.

Cuba liegt in der Karibik, knappe 80 Kilometer von der Küste Floridas entfernt und besitzt eine Landfläche von 106 440 Quadratkilometern. Diese wird von 11,2 Millionen Menschen bewohnt, die Bevölkerungsdichte beträgt demnach 106 Personen je Quadratkilometer. Deutschland ist mehr als drei Mal so groß und hat eine doppelt so hohe Bevölkerungsdichte. Die Amtssprache ist Spanisch, denn wie so viele andere lateinamerikanische Länder ist auch Cuba eine spanische Kolonie gewesen. Heute gibt es 15 Provinzen im Land, die sich wiederum in 168 sogenannte Municipios (Gemeinden) aufgliedern.

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„Ein Kinderchirurg braucht Augen wie ein Adler, ein Herz wie ein Löwe und die gefühlvollen Hände einer Dame“

– und kann sich von seinem Gehalt am Wochenende noch nicht mal ein paar Dosen Bier kaufen-

Ich stehe mit den drei Ärzten, Junior aus Cuba, Jakob aus El Salvador und Paola aus Kolumbien  in einer der unzähligen Warteschlangen dieses Landes und führe eine spannende Unterhaltung. Zum Warten in einer Schlange wird hier übrigens „hacer cola“ gesagt. Das heißt so viel wie „Schlange machen“ und hat nichts mit Coca Cola zu tun. Überall wo man hier eine Schlange sieht, gibt es etwas Begehrtes. Z.B. wenn das Hühnchen, welches man mit der Libreta (Lebensmittelkarte) erhält, im Laden an der Ecke angekommen ist oder, wenn man wie in unserem Fall vor einem Telekommunikationsladen wartet. Man kommt in der „cola“ oft schnell ins Gespräch – mit verschiedensten Leuten – so wie auch jetzt mit dem Kinderchirurg Junior, den ich eben erst kennen gelernt habe. Er meint, dass es nicht leicht sei. Sie bekämen alle Notfälle, was verunglückte Kinder aus dem Umkreis von Havanna angeht. Das Schlimmste seien die Familienangehörigen, die oft schon eine Prognose wissen wollen, bevor er sie geben könne. Und dann der zusätzliche Druck, den sie durch alle ihre Fragen aufbauen, vor und nach der Operation. Er sagt:

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Konterrevolutionäre sollen in den Copyshop gehen

Über die Freiheit der eigenen Meinung und der Presse auf Cuba

„Meinungsfreiheit gibt es auf Cuba nicht, was man denken soll entscheidet die Einheitspartei“ heißt es in einer Doku auf ARTE im Jahr 2010. Wenn die einzige Tageszeitung, die Granma, die überall im Land erscheint, dann auch noch das Organ eben dieser kommunistischen Partei ist, scheint die Verletzung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung perfekt.

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9 Cent fürs Kino und 15 fürs Museum

Warum Kultur- und Freizeitangebote im Sozialismus allen zugänglich sind und TouristInnen den 24-fachen Preis bezahlen müssen

Wir sind an einem warmen Samstagnachmittag auf dem Weg zum Botanischen Garten im Süden Havannas. Der Bus ist wie gewohnt bis zum Bersten gefüllt und wir geben dem Busfahrer für die 30 minütige Fahrt zu Zweit einen Peso. Eine Busfahrt, egal wie lang sie dauert, kostet 0,4 Peso. Das ist ein bisschen mehr als ein Eurocent. Ich verfalle mal wieder in Gedanken und denke darüber nach, warum die Busse und Züge so stark subventioniert werden.

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48,9% Frauen im Parlament – aber zum Busfahren brauchen sie einen Mann

Über die Widersprüchlichkeiten der Rolle der Frau auf Cuba

„Rund 63% der Universitätsabsolventen hier auf Cuba sind Frauen“ erzählt Elena mit einem stolzen Lächeln und lehnt sich in ihrem Schaukelstuhl zurück. Elena ist eine ältere, sehr herzliche Frau, die ihr ganzes Leben der Revolution und somit dem Kampf für ihre Ideale und Ziele gewidmet hat. Ein Punkt, der ihr besonders am Herzen liegt, war und ist bis heute die Gleichberechtigung beider Geschlechter. Sie selbst gehörte zu jenen Frauen, die nach der Revolution die Alphabetisierungskampagne unterstützt haben, in dem sie als Lehrerinnen arbeiteten. Diese starke Frau weiß wovon sie spricht, wenn sie berichtet, dass der Machismo wesentlich zurück gegangen ist und eine Emanzipation der Frau auf ökonomischer sowie politischer Ebene stattgefunden hat. Denn sie musste noch die Verhältnisse vor der Revolution kennen lernen, in der die Frau ökonomisch diskriminiert wurde und gesellschaftlich nichts weiter, als eine hübsche Dekoration ihres Mannes darstellte, die sich um den Haushalt kümmerte.

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Gespaltene Meinungen

Wie der Tourismus die kleine Karibikinsel beeinflusst

Bisher habe ich Cuba stets aus der Perspektive einer europäischen Studentin erlebt. Doch jetzt, wo mich meine Eltern für drei Wochen besuchen, lerne ich eine andere, neue Seite kennen. Nämlich die eines Touristen. Wir steigen aus dem Truck, der uns nach einer kleinen Wanderung abholte und zu unserem Reisebus brachte. An dem Treffpunkt stehen noch weitere, auf ihre Gruppen wartenden Busse, sowie Verkäufer in Buden, die ihre Souvenirs und Leckereien anbieten, um den Reisenden die Weiterfahrt zu versüßen. Meine neugierigen Eltern haben nach dem Analysieren der Auslageflächen, den Blick auf die in Plastikfolie eingewickelten Erdnussriegel geworfen. Als ich den Preis höre, stutze ich. 2 CUC für einen Riegel?! Das kann nicht sein, ich hatte dafür doch immer nur 0,25 CUC ausgegeben. Doch schnell begreife ich, dass ich bisher nie die Touristenpreise bezahlt hatte, denn als Studentin mit einer temporären Aufenthaltsgenehmigung, bewege ich mich in dem Umfeld von Preisen, die sich auch Cubaner – ausgehend von ihrem monatlichen Lohn – leisten können.

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Revolution ohne Superrevolutionäre

Ein Bericht über mein Studium auf Cuba und die Menschen, die mich gelehrt haben, die Revolution mit dem Herzen zu verteidigen

Ein Freund, der selbst ein Mal in Cuba an unserer Fakultät studiert hat, erzählte mir während den Vorbereitungen zu unserem Projekt, von seinen Erfahrungen. Er schwärmte von den Professoren der marxistischen Fakultät der größten polytechnischen Universität Cubas, der CUJAE in Havanna, und verlor sich immer wieder in spannenden Erzählungen von seiner Zeit hier. Eine Geschichte ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Einer seiner Professoren hätte bei ihrer ersten Begegnungen, statt – wie vorgesehen – marxistische Philosophie zu behandeln, lieber in seiner Hand gelesen. Wir sollten uns also schon mal darauf einstellen, dass wir dort nicht unbedingt immer nur die strikten, marxistisch-leninistischen Lehren erhalten würden, die man an einer Fakultät für Marxismus vielleicht vermuten könnte.

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