Am letzten Wochenende hatten wir unsere erste Veranstaltung im Edificio!
Es kommt immer mehr leben in die von uns eingerichteten Räume, doch das Herz des Hauses ist und bleibt die Küche. So ging es auch an diesem Tag um Ernährung und wir versuchten uns mit elf Leuten in den kleinen Raum zu quetschen, als es ans gemeinsame Kochen ging.
Der Termin war kurzfristig festgelegt worden, auch wenn die Idee schon seit Langem bestand.
Unser Alltag ist voll mit dem täglichen Unterricht, Terminen zu kulturellen und politischen Veranstaltungen wie dem Kongress der UJC, wöchentliche Plena innerhalb der Gruppe und mit unserem Koordinator Julián, Bau- und Renovierungsarbeiten am Edificio, Arbeit an unseren Artikeln, mundänen Dingen wie der Organisation unseres Alltag – einkaufen und kochen, Dinge die hier erstaunlich viel Zeit in Anspruch nehmen – und nicht zuletzt unser Sozialleben, im Austausch mit Freunden und Bekannten, in ständiger Diskussion über unsere verschiedenen Realitäten, eine Weiterführung der Arbeit des Proyectos könnte man fast meinen.
Vor diesem Hintergrund war unsere Vorbereitung auf das Treffen notdürftig ausgefallen – mit dem vage ausformulierten Ziel, sich über Ernährung auszutauschen und der kubanischen Seite ein Bewusstsein für nachhaltige, fleischlose Ernährung näherzubringen – damit das ganze nicht zu trocken ist, wollten wir dann noch gemeinsam kochen.
Die Veranstaltung war für 16 Uhr angelegt. Am morgen mussten wir dann feststellen, dass zwei unserer companeros krank geworden waren. Dabei mussten wir noch die Küchen von Ameisen befreien, den Comedor putzen und die Toilette bei den Gemeinschaftsräumen auf Vordermann bringen – ein Akt der seit Anbeginn unseres Aufenthaltes vor uns stand und immer wieder verschoben wurde. Eingekauft hatten wir glücklicherweise schon einige Tage zuvor, doch es fehlten noch Knoblauch, Zwiebeln, Tomaten, Reis und Mangos. Putzen, Einkaufen und noch eine schnelle inhaltliche Besprechung der bevorstehenden Veranstaltung, außerdem mussten wir unsere kranken Mitstreiter möglichst schnell wieder auf die Beine kriegen. Chaos! Während der Tee aufgesetzt, eine heiße Zitrone vorbereitet und ein schnelles Frühstück eingenommen wurde, machten wir unsere Kampfplanung. Lea bringt Comedor und Küche auf Vordermann, ich widme mich der vergifteten Toilette und Jo und Mala gehen einkaufen.
Nachdem ich vor Putzmittel aufgeweichte Finger hatte – die von Lea waren ganz rau vom Hin- und Herschieben der im Patio stehenden Paletten – machten wir fünf Minuten Pause. Mit einem kubanischen Kaffee – in einem winzigen Tässchen, stark und diabeteserregend süß – für Lea, und eine große Tasse schwarzer Kaffee mit einer Zigarette für mich, setzten wir uns in den Schatten unter den Palmen vor dem Haus. Eine große Gruppe Menschen steuerte auf das Edificio zu – ohne meine Brille kann ich keinen auf die Entfernung erkennen. Es waren einige Bekannte die wir auf dem Kongress der UJC vor ein paar Wochen kennengelernt hatten. Es sind Studenten die nicht auf dem Universitätsgelände leben, weil sie in erreichbarer Entfernung in Havanna wohnen, doch für das Wochenende im Edificio untergebracht waren, um ungestört gemeinsam für ihre Abschlussprüfungen zu lernen. Wir verabredeten uns zum gemeinsamen Dominospielen am Abend – genau das richtige, ein Lichtblick für uns die wir den ganzen Vormittag geputzt hatten.
Wir waren fast fertig als Mala und Jo vom Einkaufen zurückkamen, es gab keinen Reis! Was jetzt, war die Frage. Einen letzten Rest hatten wir noch, doch würde das reichen? Papo, unser Recepcionista und Leo, einer der Köche die an der Cafeteria an der Uni arbeiten, mischen mit und baten uns an, nach Marianao, den nahegelegenen Stadtteil, zu fahren um Reis zu besorgen, oder vielleicht vom Vorrat aus der Cafeteria etwas abzuzwacken. Nein, es muss auch mit weniger Reis gehen, beschlossen wir.
Um 15 Uhr ist es immer noch ein wildes Herumräumen, die Rezepte mussten noch abgeschrieben werden und unsere Kranken zum Leben erweckt. Um 16 Uhr trafen dann unsere ersten Gäste ein, der Großteil kam ganz kubanisch ein bisschen zu spät. Der Weile wurden von unseren Besucher*innen noch Mangos herbeigezaubert und ein anderer hatte Kräcker für alle mitgebracht. In unseren neuen, extra für diese Veranstaltung gekauften Gläsern wurde selbstgemachter Batido de Mango (Mangomilchshake) serviert und dann konnte es endlich losgehen.
Am Ende des Tages – die Bäuche waren gut gefüllt, die Dominosteine klackerten und der Reggaetón dröhnte durch den Comedor – konnten wir uns endlich zurücklehnen. Mit einem Gläschen Rum in der Hand schien der Stress vom Vormittag vergessen, sogar der Reis hatte für alle gereicht.
Nur Mala stand noch in der Küche, mit einer mir unbekannten Frau – die offensichtlich zur Meute gehörte, die im Edificio übernachtet hatte – um die letzten Teller abzuwaschen. Noch bis lang in die Nacht wird gespielt, getanzt und gesungen, viele Gäste bleiben gerne länger. Schon bald, da ist man sich einig, wollen wir die Veranstaltung wiederholen, wenn es wieder heißt: Willkommen in unserer Küche!
Noch ein Grund mehr, warum ich gerne noch ein bisschen länger in Kuba geblieben wäre (wir sind alle gut angekommen). Glückwunsch zu all dem erreichten! LG Johanna
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„– mit dem vage ausformulierten Ziel, sich über Ernährung auszutauschen und der kubanischen Seite ein Bewusstsein für nachhaltige, fleischlose Ernährung näherzubringen – “
Habt Ihr nichts besseres zu tun? Das ist für Kuba absolut kulturfremd!!! Ich kenne Land und Leute nun schon sehr genau und inwendig seit 1982, habe Familie, Verwandte und unzählige Freunde dort – VERGESST ES 😉
abgesehen davon halte ich solche Anwandlungen schon fast ein für bißchen „kulturimperialistisch“…
solisalu2 aus München
Klaus