Coronavirus in Kuba

Während die Welt sich in einer Corona Virus Panik befindet, sieht es bisher auf Kuba vordergründig eher ruhig aus. Beginnend mit einer teilweise rassistisch wirkenden Hetzkampagne seitens westlicher Medien gegen China, wo das Virus ausbrach, habe ich in den Sozialen Medien Beiträge gesichtet wie „die Gelbe Gefahr“ und „können wir den Chinesen vertrauen.“ In China wird bei der Behandlung der PatientInnen unter anderem ein kubanisches Medikament namens „Interferon alfa 2b (IFNrec)“ eingesetzt – mit Erfolg. Mittlerweile wird seit dem 25. Januar das Medikament im chinesisch-kubanischen Changheber-Werk in Jilin hergestellt. Interferon alpha (IFNrec) wird zur Bekämpfung von Virusinfektionen angewendet, die durch das Human Immunodeficiency Virus (HIV), Hepatitis B und C verursacht werden.

Hier vorort wird in den Medien informativ über die Situation in China und deren Verbreitung weltweit berichtet. Am 11. März während den Abendnachrichten gab das Labor des Tropenmedizinischen Instituts Pedro Kouri (IPK) bekannt, dass bei 3 Touristen aus Italien die Resultate positiv ausfielen.

Bereits beim Bekanntwerden des Ausbruches des Virus in China hat sich das Ministerium für öffentliche Gesundheit (MINSAP) in einer Sondersitzung getroffen. Im Land wurde ein sektorübergreifender Plan für die Bekämpfung der Krankheit ausgearbeitet, der in jedem Gebiet von den Gesundheitsdirektionen der Provinzen und Gemeinden angepasst wurde. Dieser wurde kürzlich durch einen Ministerbesuch überprüft, angepasst und schliesst auch die Prävention in Sektoren und Bereichen wie Tourismus, Verkehr, Zoll und Einwanderung mit ein. Hierbei werden sanitäre Massnahmen und das Personal stark verstärkt, Isolationszentren eingerichtet und ein nationales Schulungssystem in die Wege geleitet. Bei der Planung und Umsetzung spielen neben Familienarztpraxen auch politische Massenorganisationen eine wichtige Rolle, zu deren Aufgaben es unter anderem gehört, die Bevölkerung zu informieren und getroffene Massnahmen durchzusetzen. Dabei müsse „Verunsicherung beseitigt und die Bevölkerung aktiv in die Umsetzung des Plans eingebunden werden“ forderte Präsident Miguel Diaz-Canel. Kuba entwickelte zudem in kurzer Zeit eine App, welche die neuesten Informationen über den Atemwegsvirus anzeigt. Die App wird in Rubriken unterteilt: Ministerium für öffentliche Gesundheit, Allgemeine Informationen, aktuelle Entwicklungen, Veranstaltungen für Wissenschaftliche Forschung und eine Galerie mit Schutz- und Präventionsmaßnahmen.
Am Montagabend wurde in der kubanischen Fernsehsendung „Mesa redonda“ erneut über die aktuelle Lage berichtet. Der kürzlich ernannte Premierminister Manuel Marrero Cruz informierte die Bevölkerung über die aktuelle Situation, welche Mechanismen verschärft worden sind und bat außerdem um die Kooperation der Bevölkerung bei der Umsetzung der Schutzmassnahmen.

Präventionsmaßnahmen der WHO                                         Quelle: CubaDebate
Präventionsmaßnahmen Quelle: Zeitung Granma
Präventionsmaßnahmen                                                    Quelle: Zeitung Granma

Immer wieder sticht in Gesprächen mit den StudentInnen der Universität CUJAE hervor, wie entspannt die Situation von den jungen Leuten und den ProfessorInnen aufgenommen wird. Die Gespräche verlaufen unter anderem auf eine humorvolle Art und so, dass der Virus aufgrund der Wirtschaftsblockade nicht in das Land kann. Beispielsweise Memes (Es handelt sich in der Regel um aussagekräftige Motive, die mit einem Text kombiniert werden und so neue Bedeutungen erhalten.) senden sich die Studierenden untereinander über die Sozialen Medien zu.

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Ein Meme welches sich die Studierenden schicken

Ich denke, es existiert eine starke Widerstandsfähigkeit der KubanerInnen im Umgang mit dem Coronavirus. Die Menschen hier verstehen, dass sich Panikmache kontraproduktiv auf die Gesellschaft wie auch auf den Alltag auswirkt. Meiner Meinung nach hängt das auch stark mit der Geschichte zusammen, die sich in der Kultur manifestiert.

Während bei uns Hamstereinkäufe getätigt, Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel aus den Krankenhäusern geklaut werden, das Pflegepersonal noch extremer unterbesetzt ist als sonst, schüren die Medien weiterhin Angst. Hier in Kuba setzen die Behörden hingegen klar auf Transparenz und Effizienz – ganz nach dem Motto in der Ruhe liegt die Kraft.
Man bedenke, dass es sich hier um ein Land handelt, welches seit Jahrzehnten an einer illegalen völkerrechtsfeindlichen Handels,- Finanz und Wirtschaftsblockade leidet. Das unnötige Schüren von Panik würde zudem die durch die Blockade angespannte Situation weiterhin verschlechtern.

Wir befinden uns nebst dem COVID-19 auch weltwirtschaftlich in einer angespannten Phase. Eine erneute Flüchtlingskrise spitzt sich in Lesbos (Griechenland) zu, deren Opfer, die MigrantInnen, von rechten Gruppierungen aus verschiedenen Ländern attackiert und von den Staaten nicht aufgefangen werden. Während es dringend eine Eliminierung der Fluchtursachen und Investitionen zur Krankheitsbekämpfung benötigt, mobilisiert gerade die NATO für das grösste Militärmanöver seit dem Kalten Krieg. Es ist an der Zeit, die Widersprüche zu erkennen und diese klar zu benennen.
Ich bin gespannt auf die folgenden Wochen und auf die weiteren Entwicklungen. Ich fühle mich persönlich hier auf Kuba wie in einer Wiege – völlig wohl und sicher. Die Karibikinsel ist ein Beispiel für mich, das eine bessere Welt möglich ist.

Dieser Artikel wurde von Deniz geschrieben.

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