Wo Realitäten aufeinander prallen

Austauschtreffen mit Studenten der Cujae

Nachdem wir uns jetzt einige Monate mit den Wirklichkeiten Kubas beschäftigten und unter anderem viele Gespräche über die verschiedenen Lebensrealitäten der KubanerInnen führten, stellte sich für mich immer mehr die Frage, was denken diese eigentlich von uns? Wie stellen sie sich unser Leben z.B. in Deutschland vor? Die Möglichkeit, ein Land für mehrere Monate kennen zu lernen haben viele KubanerInnen nicht, wodurch sich das Bild über unsere Lebensrealitäten in einem „entwickelten Land“ durch die Touristen, die nach Kuba reisen, diverse Medien (auch Facebook und Instagram), Filmen und Serien, sowie Verwandte und Bekannte, die im Ausland leben, zusammenstellt.

Da auch nicht jede/r Deutsche sich eine Reise nach Kuba leisten kann, lernen die KubanerInnen in diesem Sektor auch nur diejenigen kennen, die sich einen gewissen Wohlstand finanzieren können. Personen, die sich bspw. im Niedriglohnsektor bewegen, fallen hier meist heraus. Sie sehen, wie die Touristen in teuren, oft besseren Restaurants essen, eine andere Auswahlmöglichkeit an Klamotten besitzen, mit teuren Kameras und Handys ausgestattet sind, …

Durch Filme und Serien gestaltet es sich auch nicht gerade einfach, ein umfassendes Bild über die Wirklichkeiten eines kapitalistischen Systems zu erhalten, sowie auch soziale Medien dieses nicht liefern können.

Die Verwandten und Bekannten, die im Ausland leben, können auch nur das wiedergeben, was sie selbst erfahren. Laut einer wissenschaftlichen Analyse der Rolle der GastarbeiterInnen und MigrantenInnen in Deutschland von Skevos Papaioannou zeigt unter anderem auf, dass auch diese selten umfassend darüber berichten, wie sie leben und oft nur die positiven Seiten beleuchten. Durch Scham Aspekte, wie prekäre Arbeitsverhältnisse, fehlende Integration oder Inklusion und das Nicht-Erreichen, von seinen Zielen, aussparen. Was aber gesehen werden kann, ist die Möglichkeit, mehr Geld zu erhalten und mehr konsumieren zu können. Sei es eine Lautsprecherbox, der Zugang zu Medikamenten oder diverse Kleidung.

Besonders die Debatten, die ich mit einer befreundeten Kubanerin die letzten Wochen geführt hatte, veranlassten mich dazu, diesen Artikel zu schreiben. Als sie hörte, dass meine Schwester mich besuchen würde, gab sie mir unzählige Sachen in Auftrag, die sie ihr mitbringen sollte. Als ich ihr erklärte, dass das nicht möglich sei, dachte sie zunächst, es wäre einfach nur wegen meiner abweisenden Art und dass ich nicht gerne teile. Ich erklärte ihr, dass ich nicht endlose Kapazitäten hätte, Dinge zu kaufen und rechnete ihr vor, wieviel Geld mir im Monat zur Verfügung steht und welche Ausgaben ich davon abdecken muss. Schnell stellte sich heraus, dass sie mich nicht ausnutzen wollte oder dergleichen, sie dachte schlicht und einfach, dass die Europäer mehr oder weniger alle reich wären und konnte sich eigentlich gar nicht so richtig vorstellen, wie die finanzielle Situation für viele von uns aussieht.

Dieses ist jetzt nur ein Beispiel von vielen Gesprächen, die ich führte. Ich bat vor einigen Tagen jugendliche KubanerInnen aufzuschreiben, was sie von Deutschland wissen und denken würden. Diese Resultate würde ich euch nun gerne präsentieren. Viele schrieben in Stichpunkten, die ich genauso wiedergeben werde. Von den Texten, die ich erhielt, habe ich einen ausgewählt, den ich prägnant fand.

  • Ein hohes Lebensniveau
  • Technologischer Fortschritt in allen Lebensbereichen
  • Große Sorgen wegen der Umwelt und wir hätten viel Naturschutz
  • Viele nutzen Fahrräder
  • Viel Touristenverkehr
  • Renommierte Universitäten
  • Fußball, Fußball, Fußball
  • Probleme mit Rassismus und Fremdenhass
  • Stipendien für internationale Studenten
  • Bier, Bier, Bier
  • Recycling
  • (Hoch-) entwickelt und wichtige Rolle innerhalb Europas
  • Kommunikationstechnik
  • Autos
  • Kalte und ernste Persönlichkeit
  • Arbeitsmenschen
  • Keine guten Balletttänzer
  • Intelligent
  • Industrialisiert
  • Starke Charaktere
  • Stolz auf Kultur und Sprache
  • Verpflichtet, sich von der Geschichte zu lösen
  • Feministisch

„Soweit ich es aus meiner Stellung betrachten kann, ist das kapitalistische System eines, indem eine markante Differenz zwischen den sozialen Klassen existiert. Es ist festzustellen, dass aus dem Arbeiter maximal erschöpft wird, um ein hohes Produktionslevel zu garantieren, ohne dabei die physische Belastung zu berücksichtigen. Dies ist ein Extrem, aber dadurch wird eine unvergleichliche Effizienz erreicht. Es ist schwierig einen mittleren Punkt zu finden, an dem ein hohes Level und Effizienz ohne die Ausbeutung des Arbeiters erlangt wird. In Realität wird der Arbeiter oft nicht so bezahlt, wie er sollte. Wenn wir auf einen Arbeiter blicken, dessen Rücken kaputt gegangen ist, weil er arbeitete, um zu überleben und auf der anderen Seite auf einen Chef oder einen Bourgeois, der sich jeden Tag mehr des Geldes bereichert, dass beide Klassen trennen, ungeachtet, nur allein wegen des Geldes.“

Weiters wurde noch viel über die Unterschiede berichtet, die die KubanerInnen wahrgenommen haben. Die vielen Meinungen schweben zwischen einem hochentwickelten Land der ersten Welt und einer Kultur, die sie oft nicht richtig einschätzen können. Denn wie es sich als normale/r ArbeiterIn in Deutschland lebt und sich unsere soziale Interaktion gestaltet bleibt für viele ein dunkler Raum hinter einer bunt blinkenden Werbewelt.

Anbei möchte ich gerne meinen Dank ausdrücken. An alle die sich mit uns austauschen, sich Zeit nehmen und dazu beitragen, dass wir hier eine so eindrucksvolle und schöne Zeit erleben können. ❤️

Dieser Artikel ist von Raven

Ein Gedanke zu „Wo Realitäten aufeinander prallen“

  1. Hallo Raven, es ist schade, das ein Darstellen des Verständnisses der Kubaner für das Ausland sachlich und richtig beginnt aber im geistigen Desaster endet. Die menschliche Ergänzung mit den Wünschen der befreundeten Kubanerin völlig ok. Aber das Ende des Artikels. Hat das ein junger oder älterer mensch geschrieben? In diesem Text lebt der Geist des 19. Jahrhunderts, der völlig überholt ist und auch nicht der kapitalistischen Wirklichkeit, von Ausnahmen abgesehen, entspricht. Im „kapitalistischen“ Deutschland gibt es u.a. Arbeitszeit- und -schutzvorschriften, Unfallverhütungsvorschriften bis hin zu technischer Unterstützung der Mitarbeiter in der Produktion. Das der Rücken unter Umständen Schaden nimmt, gilt für alle, auch für Chefs. Viel Erfolg für alle Aktivitäten.

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