Besuch in einem Altersheim

Wie auch andere Proyecto – Gruppen hatten wir während unseren Aufenthaltes auf der Isla de la Juventud die Möglichkeit, ein „Hogar de Ancianos“ (Altersheim) zu besuchen. Die Einrichtung hat ihren Sitz in La  Fe, das sich etwa 36 km entfernt von unserem Dorf „La Demajagua“ befindet. Während wir durch ein riesiges Tor, das auch von WachbeamtInnen bewacht wurde, das Gelände betraten, wurden wir von der Direktorin herzlichst in Empfang genommen und durch die verschiedenen Räumlichkeiten geführt. Das Altersheim wirkte mit den Schaukelstühlen im Innenhof, auf denen einige BewohnerInnen saßen, sehr einladend.  Unser Rundgang fand während der Mittagszeit statt. Immer wieder folgten neugierig wirkende Augenpaare aufmerksam unseren Schritten.

Das Altersheim besteht aus einem stationären Bereich und einer ambulanten Tagesklinik. Es können insbesondere auch Menschen mit physischen Einschränkungen aufgenommen werden. Die Tagesklinik bietet Beschäftigten und arbeitenden Angehörigen Entlastung bei der Betreuung der SeniorInnen. Das Mindestalter für einen Eintritt beträgt bei Frauen 70 Jahre und bei Männern 65 Jahre. Das interdisziplinäre Team besteht aus 3 SozialarbeiterInnen, 16 Krankenschwestern, einigen PflegerInnen, einem Psychologen und einem Arzt.

Wandbild im Garten

In jedem großen Raum gibt es außerdem einen Pflegestützpunkt, um im Falle einer außerordentlichen Situation alles vor Ort griffbereit zu haben und angemessen intervenieren zu können. Die Vitalzeichen werden zudem täglich bei allen kontrolliert. Im Gemeinschaftsraum, der einen Pflegestützpunkt besitzt, finden täglich verschiedene Aktivitäten statt. Dazu gehören unter anderem: Musiktherapie mit Singstunden, Malen & Basteln, Lesekreise, kleine Sportsequenzen, Besprechungen von gesundheitsfördernden Maßnahmen und es wird jeden Tag gemeinsam in ein Tagebuch geschrieben. Weiterhin finden permanent, außerhalb der Räumlichkeiten, Aktivitäten wie zum Beispiel Strandbesuche, die jedoch aufgrund der aktuellen „Combustible“ (Treibstoff) – Situation nicht durchgeführt werden können, statt.

Eine Schicht der PflegemitarbeiterInnen dauert 24h. Nach der verrichteten Arbeit werden mindestens 48h Freizeit gewährt. Für die Betreuung von 10 PatientInnen werden 2 Personen veranschlagt. Zuständig sind eine diplomierte Fachkraft und eine Assistenz. Alle MitarbeiterInnen werden intern speziell auf prophylaktische bzw. vorbeugende Maßnahmen geschult. Diese werden selbstverständlich unter Einbezug der PatientInnen angewendet.

Das Heim hat 40 Zimmer zur Verfügung, welche in 3er- und 5er-Zimmer mit je eigenem  Bad unterteilt sind. Je nach Zahlungsfähigkeit der Angehörigen kostet der Aufenthalt 180 Moneda Nacional pro Monat (7,20 CHF/ 6,50 EUR). An den Kosten beteiligt sich der Staat mit 70MN (2,80 CHF/ 2,50 EUR), sollten diese finanziell für die Familien nicht zu stemmen sein, werden sie komplett vom Staat übernommen. Benötigte Hilfsmittel wie bspw. Gehstöcke, Pflegemittel oder Einlagen bezahlt ebenfalls der Staat.

Eines der 5er Zimmer

Die medikamentöse Versorgung ist bereits seit Jahrzehnten durch die anhaltende Wirtschaftsblockade der USA eine Hürde für Kuba. So muss das Land verschiedenste Medikamente bei einzelnen Kliniken weltweit aufkaufen, da nur wenige Staaten sich bereit erklären, mit Kuba zu handeln. Trotz alledem hat die Versorgung eine hohe Priorität, insbesondere auf der Isla. Ein spezielles Förderprogramm des Staates sorgt für die Gewährleistung der Versorgung.

Aufgrund der Verschärfung der internationalen Sanktionen gegen Venezuela und Kuba konnten wir die Auswirkungen der Transportsituation hautnah miterleben, denn es gab nur wenig Treibstoff, um „von A nach B“ zu kommen. Wir waren sehr dankbar, einen Transport organisieren zu können, um diese Aktivität  wahrzunehmen. Die Treibstoffsituation  hat sich nämlich auf den kompletten öffentlichen Verkehr, aber auch auf den privaten Verkehr ausgewirkt, wodurch das Pflegeheim unter anderem keinen auswärtigen Ausflug unternehmen konnte.

Für mich war dieser erste Eindruck vom Gesundheitssystem sehr bereichernd und zeigte mir verschiedene Potenziale für nachfolgende, vertiefende Artikel auf. Die Direktorin erklärte uns, dass das Altersheim ein Vorzeigeprojekt auf Kuba ist. Ich bin gespannt auf das, was das Land darüber hinaus, insbesondere im Bereich der Gesundheit und Pflege, aufgebaut hat und wo jeweils die Unterschiede zwischen Europa und dem Inselstaat liegen.

Dieser Artikel wurde von Deniz geschrieben. Mehr Artikel findest du hier

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