Frühes Aufstehen war für unsere Gruppe am vergangenen Wochenende angesagt, als es hieß: Auf zum Strand! Nicht allerdings Erholung oder Urlaub standen am Samstagmorgen primär auf der Tagesordnung, sondern die Reinigung eines Strandes im Stadtteil Playa im Westen Havannas. Damit sind wir Teil einer weltweiten Bewegung, die zurzeit unter dem Hashtag #Trashchallenge zugemüllte Orte von ihrer stinkenden Last befreit.
Schon seit Monaten steht das Thema Klima- und Umweltschutz weltweit, nicht nur in Kuba, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, die vergangenen Europawahlen bezeugen dies eindrucksvoll. Nicht nur die Parteienlandschaft in Deutschland wurde gehörig durcheinandergewirbelt, auch die Zivilgesellschaft hat in diesem Bereich ordentlich zugelegt. Aktionen wie FridaysforFuture oder EndeGelände bringen tausende (neue) MitstreiterInnen und AktivistInnen zusammen, ein globaler Klimastreik wurde aus der Taufe gehoben und auch die sozialen Netzwerke widmen sich etwa mit der #Trashchallenge zunehmend der Sorge um unseren Planeten und unsere Zukunft. Bei letzterer Challenge geht es um ein gravierendes Problem weltweit: Die Zumüllung unserer Erde. Neben der Tatsache, dass wir einfach zu viel Müll produzieren, liegt dieser dann häufig auch noch mitten in der Natur und stellt eine Gefahr für Mensch und Tier dar. Dies haben sich tausende Freiwillige weltweit als Ansporn genommen, den Müll an arg zugemüllten Orten und Plätzen aufzusammeln und zumindest fachgerecht zu entsorgen. Dies löst zwar unser globales Müllproblem noch nicht, erreicht aber zwei ganz wichtige Ziele: Zum einen wird unser Landschaftsbild und damit Lebensqualität gehörig gesteigert, zum anderen erlangen die Müllsammelnden ein Bewusstsein dafür, was sie konsumieren, wieviel Müll wir produzieren und das man diesen fachgerecht entsorgen sollte. Habe ich einmal selbst Müll von anderen aufgesammelt, überlege ich mir in Zukunft lieber ganz genau, ob ich Dieses oder Jenes in die Natur werfe, oder überhaupt in einer solchen Verpackung kaufen muss.
Auch hier in Kuba treffen sich Freiwillige zum Müllsammeln, auch wenn dies dann meistens1 nicht #Trashchallenge, sondern einfach Reinigung genannt wird. Mit etwa 30 Personen trafen wir uns gegen 9:00 Uhr an einem der Strandabschnitte des Stadtteils „Playa“. Dort erwarteten uns nicht Sandstrand und Sonnenschirm, sondern Felsenküste und Sportanlagen. Der Spot ist ein beliebter Treffpunkt der Schwimmer, Läufer und Radfahrer, auch ein paar Badegäste finden sich im Laufe des Tages ein. Leider bringen die zahlreichen Besucher auch zahlreichen Müll mit, welcher, wie könnte es anders sein, über die ganze Anlage verteilt liegt. Daher hat die kubanische Exkursionsbewegung (movimiento cubano de excursionismo; MCE), mit welcher wir schon Exkursionen in die Sierra Maestra oder auf den Pan Guajaibón durchgeführt haben, zum gemeinsamen Aufräumen aufgerufen. Ohne größere Vorbereitung sammeln wir den Müll in mitgebrachte Tüten und Säcke ein und entsorgen ihn dann in einen der Müllcontainer der Stadtverwaltung. Da viele mit Anpacken geht die Arbeit schnell von der Hand und gegen 11:00 Uhr, als die Tropensonne schon ohne körperliche Arbeit die Schweißtropfen ins Gesicht treibt, ist der Strandabschnitt sauber und der Müllcontainer gut gefüllt. Mit Taucherbrillen ist es einigen der SchwimmerInnen sogar gelungen die Küstenfauna unter Wasser zu säubern, indem sie im Akkord Flaschen, Dosen und Plastik aus dem Wasser fischten. Nun, nach getaner Arbeit türmt sich eine Menge Abfall vor uns auf: Flaschen, Dosen, Tüten, Verpackung und Zigarettenstummel machen den Hauptanteil aus und noch einmal wird uns drastisch bewusst, in welcher Dimension wir unseren Planeten zumüllen.
Zum Abschluss der Gruppenaktivität steht noch eine gemeinsame Erfrischung im Atlantik vor Havanna an. Das Wasser ist herrlich erfrischend und gibt der Veranstaltung einen geselligen Ausklang. Aktionen wie diese finden regelmäßig statt um die Kapitale sauber zu halten und ein Bewusstsein für Umweltschutz zu schaffen. Sogar im Radio wird regelmäßig dazu aufgerufen, die Stadt sauber und ordentlich zu halten, schließlich, so der Radiobeitrag, ist sie unser Zuhause und wir mögen unser Zuhause ja auch sauber – Ein Motto welches nicht nur für Havanna gilt, sondern grundsätzlich für unseren Planeten Erde…
[1] Tatsächlich ist der Hashtag auch hier in Kuba immer weiter verbreitet und durchaus fähig, den einen oder anderen dazu zu motivieren, mit anzupacken.
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