Pinar Rock oder Festival auf Kubanisch

Meine Festival-Saison fängt dieses Jahr schon im März an. Warum auch nicht, schließlich sind in Pinar del Rio – der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Westen Kubas – schon jetzt Temperaturen wie bei uns im Juli. Hier findet vom 21. bis 23. März 2019 das alljährliche Pinar Rock Festival auf dem Sportplatz der Universität statt, zu dem auch ich angereist bin.

Ankündigungsplakat in Pinar del Rio

Gecampt wird hier nicht, also übernachtete ich in einem Zimmer in der Stadt und machte mich am Donnerstag nach dem Abendessen zum am Stadtrand gelegenen Festivalgelände auf. Viel los war dort noch nicht: Auf einer von einer Laufbahn umringten Wiese war eine Bühne aufgebaut worden, ein Stück weiter ein Pavillon mit Tontechnik. Hinter der Bühne dienten zwei Pavillons unter denen einige Tische und Stühle standen als Backstage-Bereich. Etwas abseits gab es zwei Verkaufsstände, die Essen und günstige Getränke anboten. Einen Einlass oder ähnliches gab es nicht. Es wurde auch kein Eintritt verlangt, das Festival ist umsonst und draußen. Mit der Zeit kamen immer mehr Leute aus Richtung Innenstadt. Gegen halb Elf (nachts) wurde das Festival mit einer Feuershow vor der Bühne eröffnet. Danach betrat Sergio, Gitarrist der aus Pinar del Rio stammenden Metal-Band Tendencia und Mitorganisator des Festivals, die Bühne, begrüßte das Publikum und kündigte die erste Band an: Jeremy Harris aus Australien. Es folgten Albatross und Mephisto aus Kuba und IRA aus Mexiko.

Am Freitagabend ging es erst gegen Elf los. Die Band Combat Noise aus Havanna hatte sich etwas verspätet. Das wirkte sich aber weder auf die Spielzeiten, noch auf die Anzahl der Bands an dem Abend aus. Es wurde einfach bis ca. sechs Uhr morgens gespielt. Combat Noise folgten PRO FE CIA aus Mexiko. Danach spielten Precipitacion und All Will Know aus Deutschland. Auch sie hatten keinen, wie bei uns üblichen, Merchandise-Stand um CDs, Shirts oder sonstige Artikel zu verkaufen, stattdessen verschenkten sie einige CDs von der Bühne aus. „Kiko hat uns gerufen, also sind wir gekommen“, hatte der Sänger von All Will Know uns bei einem Gespräch am Vortag ihre für ein Konzert doch recht weite Anreise erklärt. Auch Kiko, Sänger der Band Tendencia, die den Abend beendete, ist Mitorganisator des Festivals. Als sie in Deutschland getourt waren, hatten All Will Know dort ein paar gemeinsame Konzerte organisiert und sind dem jetzigen Ruf sehr gern gefolgt. Sie hoben auch den sozialen Charakter des Festivals hervor, den auch sie tagsüber mit Akustikmusik als Teil eines Animationsprogramms im örtlichen Kinderkrankenhaus, mitgestaltet hatten.

Am Samstag spielten Savanth aus Mexiko, Coatl aus den USA, gefolgt von Eucariont aus Mexico und Rice and Beans aus Kuba. Am Sonntag fuhren dann einige der Bands ins ca. 70 km weiter westlich gelegene Örtchen Bolívar in der Kommune Sandino, um auch dort etwas von dem Festival hin zu tragen. Dass ein Bus voll mit Bandmitgliedern hier vorfährt um einen Abend zu gestalten, passiert in der beschaulichen Ortschaft nicht alle Tage. Eine 69-jährige Anwohnerin war das erste Mal in ihrem Leben auf einem Rockkonzert. Auf die Nachfrage, ob ihr die Musik gefalle, nickte sie begeistert. Einige der Bands die spielten, ließen die im Publikum stehenden Kinder mit auf die Bühne kommen, die freudig mit headbangten. Eine Gruppe Mädchen aus dem Ort ging zu verschiedenen der angereisten Rocker*innen um gemeinsame Fotos mit ihnen zu machen und kamen auch bei mir vorbei.

Mir gefielen Atmosphäre und Charakter des Festivals. Es ging nicht darum, mit Musikveranstaltungen möglichst viel Geld zu verdienen, sondern darum, dass Leute Spaß an Musik haben. Das Festival wird von der hiesigen Rock-/ Metalszene, über die wir bereits berichteten, organisiert und von der Kommunistischen Jugendorganisation UJC und der staatlichen Kulturorganisation Asociación Hermanos Saíz unterstützt.

Dieser Artikel ist von Fiona. Hier geht es zu weiteren Artikeln von ihr.

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