Besuch von Gewerkschaftlern aus Norddeutschland
Dieser Beitrag ist von Lotta und Sophie.
Mit der typischen Kurzfristigkeit, die wir hier auf Cuba erleben durften, erfuhren wir von dem Vorhaben mehrerer Gewerkschaftler, die Cujae zu besuchen. Da sie ebenfalls aus Deutschland kommen, wurden wir gebeten einen Vortrag über die revolutionären Werte der Universität und deren Projekte in unserer Muttersprache zu halten, sowie einen anschließenden Interessensaustausch anzuregen. Also bereiteten wir mehrere Themenbereiche vor und schauten mit Vorfreude und Interesse auf den besagten Tag.
Wir trafen uns im Bunker, dem Zentrum zur Bildung revolutionärer Werte an der Cujae, mit der Gruppe und einigen Vertretern des „Red De Los Cinco“ – dem Netzwerk zur Befreiung der Cuban 5. Unsere eigentliche Präsentation wurde ziemlich schnell über den Haufen geworfen, doch aus dem daraufhin spontan entstandenen Vortag, gingen trotzdem all unsere Schwerpunkte hervor. Uns war es wichtig, die Lebensrealität der Studenten auf Cuba, anhand des Beispiels der Cujae, dar zu stellen. Dessen Ziel es ist, junge Menschen nicht nur speziell in einem Wissensfeld auszubilden, sondern ihnen eine umfassende Allgemeinbildung nahe zu legen. Deshalb sind „Ciencias Sociales“-Kurse, wie z.B. Philosophie, Geschichte Kubas oder politische Ökonomie, fester Bestandteil eines jeden Studienganges.
Außerdem gibt es die „Extensión Universitaria“, welche Kunst-, Literatur-, Tanz- oder Theaterkurse beinhalten können und die jeder, der an der Cujae eingeschrieben ist, frei wählen kann.
Somit hat jeder Student nach Abschluss seines Studiums, über inhaltliche Aspekte der speziellen Fachrichtungen hinausreichende Kenntnisse, die allgemeinwissenschaftliche Bereiche betreffen. Die Ausprägung revolutionärer Werte, unter denen wir beispielsweise Aufrichtigkeit, Solidarität, Selbstlosigkeit und einen Gemeinschaftssinn verstehen, wird so für jeden Studenten gewährleistet. Eine Möglichkeit, seine Persönlichkeit durch diese Werte zu verfestigen, sind die „Extensíón Universitaria“ Kurse.
Ein Ort, an dem dies möglich gemacht wird, ist das Unigebäude, welches den Namen „Bunker“ trägt und abgesehen von der Realisierung der „Extension Universitaria“, auch dem Netzwerk zur Befreiung der Cuban 5, einen Platz für Bildergalerien, Bibliothek und politische Veranstaltungen bietet.
Außerdem findet dort meistens die monatliche Peña statt, eine Kulturveranstaltung, an der jeder, der Lust hat einen politischen und/oder kulturellen Beitrag leisten kann.
Dies wurde durch zwei Solitaritätsbrigaden der SDAJ (sozialistische deutsche Arbeiterjugend) die im Sommer 2013, die Cujae besuchten, ermöglicht. Diese aus 2×25 deutschen und österreichischen Jugendlichen, sowie cubanischen Studenten bestehende Gruppe, renovierte jeweils innerhalb von 3 Wochen den Bunker, brachte einige Wandgemälde an und richtete die Bibliothek ein. Wichtig war nicht nur die praktische Arbeit der Brigaden, sondern ein gemeinsamer Austausch der Studenten aus Deutschland, Österreich und Cuba, der aus Vorträgen, Ausflügen und Unterhaltungen bestand.
Die Erfahrung mit den zwei Brigaden erzielte an der Cujae eine so positive Resonanz, dass über weitere Alternativen nachgedacht wurde, um den beidseitigen Austausch weiterhin zu ermöglichen und Jugendlichen die Chance zu bieten, den real existierenden Sozialismus auf Cuba kennenzulernen. Das ist der Ausgangspunkt, auf den hin sich unsere Gruppe konstituierte, wobei jeder Teilnehmer seinen ganz individuellen Hintergrund und sein persönliches Ziel mitbrachte. So sind wir ein kunterbunt gemischter Haufen, der hier ist, um spanisch zu lernen, sich an Aktivitäten des Netzwerks zur Befreiung der Cuban Five zu beteiligen und ein differenziertes Bild von Cuba zu erlangen, in dem wir uns mit den Errungenschaften des einzigartigen Bildungs- und Gesundheitssystems, der Geschichte Cubas und dem außergewöhnlichen politischen Systems, sowie tagesaktuellen Themen auseinandersetzen wollen.
So auch mit den Cuban 5: Fünf Cubaner, die seit 1998 in den USA gefangen gehalten werden, da ihnen Spionage und der Versuch zur Zerstörung der Vereinigten Staaten von Amerika vorgeworfen wird. Jedoch galten ihre Beobachtungen nur der Sicherheit Cubas, um mögliche Anschläge seitens der Terroristen zu verhindern.
Dieser Fall ist für die cubanische Bevölkerung von immenser Wichtigkeit, da er nicht nur für die Ungerechtigkeit dieser Verhaftungen steht, sondern auch den ständig anhaltenden Widerstand des Sozialismus und die Verteidigung seiner Errungenschaften, gegenüber den USA impliziert. Somit sind die Cuban 5 Repräsentanten dieses Systems und seinem allgegenwärtigem Kampf gegen die Unterdrückung.
Gerade der letzte Themenbereich war uns besonders wichtig, da wir den Gewerkschaftlern ans Herz legen wollten, das Schweigen über diesen Fall zu brechen und während ihrem Aufenthalt nicht die Augen zu verschließen, damit sie anschließend, wieder in Deutschland angekommen, den Lügen über Cuba etwas entgegensetzen können.
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