Landwirtschaft

Es leben die kubanischen Bäuerinnen und Bauern

kubanische Bauern bei der Arbeit

Wenn man in Kuba über das Land fährt, sieht man im Gegensatz zu Deutschland eine sehr intakte, vielfältige Natur und das trotz landwirtschaftlicher Bewirtschaftung. Man hört und sieht viele Insekten, wie Bienen oder Schmetterlinge. Man sieht keine flurbereinigten Monsterflächen wie bei uns, sondern kleinteilige Felder und Wiesen, die nicht mit Riesentraktoren überrollt, sondern zumeist mit Ochsengespannen beackert werden. Das war nicht immer so. Auch in Kuba herrschte einst der Irrglaube, dass mit riesigen Monokulturen das Land in eine goldene Zukunft schreitet und zu Anfang schien das auch zu passieren.

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Landwirtschaft und Umweltschutz – Teil 2: Die Kühe von Pínar

Eine Woche ist seit unserer Exkursion in die Sierra Maestra nun vergangen und schon werden erneut die Rucksäcke gepackt. Diesmal liegt unser Ziel nicht im fernen Osten der Insel, sondern in der anderen Richtung: Es geht nach Pínar del Río. Die Provinz mit der gleichnamigen Hauptstadt erstreckt sich über die Westspitze der Insel und hat einiges zu bieten: Eine reiche Kultur geprägt vom traditionellen Tabakanbau (angeblich der beste der Welt!), eine atemberaubende Natur und ein weltoffenes Stadtbild. Hatten wir unseren ersten Abend noch in einem kulturellen Projekt der Gruppe „Asociación de los Hermanos Saíz“ verbracht, soll es nun, am Samstag, raus aufs Land gehen.

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Landwirtschaft und Umweltschutz Teil 1: Wo die Stille wohnt

Manchmal wird einem erst bewusst wie wichtig manche Dinge sind, wenn man sie nicht mehr hat. Ohne es im täglichen Leben zu merken werden wichtige Dinge zu Banalitäten, jedenfalls solange bis sie nicht mehr da sind. Nein, hier geht es nicht um irgendeinen Gebrauchsgegenstand, irgendein Deodorant oder einen Luxusgegenstand, der hier auf Kuba etwas schwieriger zu bekommen ist und den man nicht in jedem Laden findet. Es geht um etwas viel grundsätzlicheres:

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Porträt eines Kaffeebauern in der Sierra Maestra

Anfang November war ich mit einer Gruppe Studierender der CUJAE und einigen weiteren Teilnehmer*innen in der Sierra Maestra. Neben dem Reiz, auf den Spuren der Guerilleras und Guerilleros in den einsamen Weiten der Sierra unterwegs zu sein, war ich vor allem auf Begegnungen mit Menschen gespannt, die in der Sierra leben. Vielen von ihnen bin ich nicht begegnet. Von dem Ort des Startes unserer Wanderung und des Endes abgesehen, sind uns nur ungefähr zehn Menschen in den drei Tagen begegnet. Falls ich es überhaupt herausfinden konnte, stellte ich fest, dass sie sehr herzlich, nicht aber besonders redselig waren. Das war für mich eine neue Erfahrung in Kuba, erlebe ich die die meisten Kubaner*innen doch eigentlich als sehr kommunikativ.

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Der wirtschaftliche Faktor der Spezialperiode und der Weg aus der Krise (Teil 3 von 4)

1996 bis heute

Das Schlimmste ist überstanden, die kubanische Wirtschaft scheint sich aus dem Tief der Spezialperiode von 1994 langsam wieder zu erheben. Die Lebensqualität der Kubaner steigt erneut und die Wirtschaftsaktualisierungen versprechen ein langsames, aber sicheres Wirtschaftswachstum, wie 1996 mit sogar knapp 8%, doch die Spezialperiode ist noch nicht überwunden.

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Kubas Wirtschaftsaktualisierungen in der Praxis: Ein kritischer Blick auf den Kooperativismus

Kuba verändert sich. Vor allem durch Wirtschaftsreformen macht der Inselstaat in den letzten Jahren auch in deutschen Medien von sich reden, deren Meldungen nicht selten suggerieren, dass Kubas Ökonomie sich Schritt für Schritt in Richtung Kapitalismus entwickle. Eine tragende Säule der Wirtschaftsaktualisierungen, die diese Vermutung bekräftigt, ist die verstärkte Förderung sogenannter Kooperativen als alternative zu staatlicher Beschäftigung. Dabei handelt es sich um eigenständige Betriebe, die weitgehend unabhängig agieren können. Nur – was ist eigentlich die Idee des Konzepts der Kooperativen und vor allem: Welche Chancen, Risiken und Notwendigkeiten erwirken sie perspektivisch für die kubanische Volkswirtschaft und die Menschen?

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Das Recht, Fehler zu machen (Teil 1)

Sitzung des kubanischen Parlaments im Dezember 2015 (Quelle: Escambray)

Auf die kubanische Nationalhymne folgte das Feuerwerk. „¡Viva el Año 58 de la Revolución!“ rief der Ansager genau um Mitternacht durch den altehrwürdigen Parque Céspedes, dem Zentrum Santiago de Cubas. Zunächst brach das achtundfünfzigste Jahr der Revolution an, erst dann realisierten wir dass sich dieser Teil der Welt nun ebenfalls im Jahr 2016 befand. Obwohl auf jedem offiziellen Dokument und jeder Zeitung neben der gregorianischen Jahreszahl auch das Revolutionsjahr angegeben wird, hat mich die unerschütterliche Präsenz der kubanischen Zeitrechnung kurz überrascht.

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Kooperativen im cubanischen Sozialismus

Alte Konzepte neu verwirklicht?

Die Straße ist staubig, heiß, und voller Menschen, die auf ihrem Heimweg der sengenden Sonne entfliehen wollen. Ich stehe am Bordstein des Hospital Militar und warte vergeblich auf meinen Linienbus, den sogenannten Guagua, welcher mich direkt zu meiner Wohnung, einer Casa particular im Stadtzentrum, bringt. Plötzlich kommt ein moderner gelber Minibus mit verdunkelten Scheiben und Platz für ca. 30 Menschen um die Ecke gebogen. Verwundert über das so andere Erscheinungsbild des Busses, an dessen Vorderseite Cooperativa 1 steht und der sich von den mir bekannten Linienbussen im Erscheinungsbild krass abgrenzt, erkundige ich mich beim Fahrer über das Ziel und steige ein.Mein Sitznachbar erklärt mir bei angenehm kühler Temperatur des klimatisierten Busses und auf gepolsterten Sitzen, dass wir gerade mit einer der neuen Transportkooperativen unterwegs sind. Die Legalisierung von Kooperativen wie dieser, die neben den Menschen die auf eigene Rechnung arbeiten (cuenta propistas), heute eine Alternative zur staatlichen Beschäftigung darstellt, sind integraler Bestandteil des Aktualisierungsprozesses der cubanischen Wirtschaft. Sie sollen unter anderem die Effizienz und Qualität der Dienstleistungen fördern und die Produktivkräfte entwickeln. Für 5 Moneda nacional (ca.20 Cent) stellt die Transportkooperative nun eine adäquate Segmentergänzung zwischen den öffentlichen Bussen für 0.40 Moneda nacional (Studenten zahlen 0,20 Mn) und den einfachen Sammeltaxis „Maquina“ für 10 Moneda nacional dar. Doch was sind eigentlich Kooperativen oder Genossenschaften?

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Stromeinfall statt Stromausfall

Zwang zu Vegetarismus, Gartenbau und langen Wanderungen – Berichte aus der Spezialperiode

„So dünn waren wir damals“. Katherine hält die Hand in die Luft, zur Faust geballt und spreizt den kleinen Finger ab. „Schließlich sind wir überall mit dem Fahrrad hingefahren“. Der Ventilator rattert, doch der Schweiß steht uns auf der Stirn. Eigentlich haben wir beide schon längst andere Verabredungen, das hält uns aber nicht davon ab noch einen Kaffee von nebenan zu holen und ich höre Katherine gebannt zu. Sie erzählt mir von ihren persönlichen Erlebnissen während der Spezialperiode auf Cuba, von der Stimmung im Land und von ihrer Familie. Sie ist ein Kind der Revolution, sagt sie. In den 60er Jahren geboren, ist sie in der Blütezeit des cubanischen Sozialismus aufgewachsen. „Damals, in den 80ern, haben meine Eltern nur ein Drittel von dem verdient, was wir heute bekommen und trotzdem sind wir als Familie ein Mal die Woche ins Restaurant gegangen.“ Eine ähnliche Geschichte erzählt mir Alejandro, ein pensionierter Anwalt. Er und seine Frau hätten damals in den 70ern ein großartiges Leben geführt. Jedes Jahr konnten sie in die schönsten Hotels in den Urlaub fahren, konnten sich viele schöne Dinge leisten und haben es sich gut gehen lassen. Heute haben sie ihr Haus in eine Casa Particular umgebaut und vermieten Zimmer an Touristen. „Obwohl wir heute unseren eigenen kleinen Betrieb haben, können wir noch lange nicht so gut leben wie damals!“ Und das muss was heißen, denn die Besitzer von Casas Particulares werden nicht selten als die neue Oberschicht der cubanischen Bevölkerung bezeichnet.

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