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Die moralischen Herausforderungen des kubanischen Alltags – oder wie Balletbesuche das Leben verändern können (Teil 2)

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Innenansicht des Theaters „Alicia Alonso“ in Havanna (Quelle: Granma)

Kuba ist ein Land der Kompromisse, Kompromisse, die jeder auch mit sich selbst und seinen Idealen machen muss. Es ist ein Unterschied die Realität und deren Widersprüche tagtäglich zu erleben oder von außen ein moralisches Urteil zu sprechen, für welches ich vor 12 Monaten gewissenhaft in die Bresche gesprungen wäre. Mit diesen Hintergedanken maße ich mir auch nicht an, Korruption auf kleinster Ebene, Jineterismo oder Wiederverkäufer als Individuen zu verurteilen. Meiner Meinung nach muss man zwischen auftretenden Phänomenen, Personen, in denen diese augenscheinlich verkörpert sind, sowie ihren Beweggründen und Ursachen differenzieren und diese abstrahiert betrachten.

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Die moralischen Herausforderungen des kubanischen Alltags – oder wie Balletbesuche das Leben verändern können (Teil 1)

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Das Gran Teatro Alicia Alonso in Havanna (Quelle: Balletcuba)

Sonne, Rum, Zigarren, gut gelaunte Salsa tanzende Menschen, niedrige Löhne, kostengünstige Kultur, lange Schlangen, Ballett, sowie das Talent der Kubaner für jedes Problem eine (oft unkonventionelle) Lösung zu finden („resolver la cosa“) sind einige der verbreitetsten Klischees über Kuba. Doch was ist Romantik? Was Wahrheit und was ist übertrieben? Ich werde im folgenden zweiteiligen Bericht meinen selbst erlebten Versuch darstellen, Theaterkarten für das Nationalballett zu erwerben. Wobei ich nicht darum herumkomme mich mit einigen der genannten Thematiken auseinanderzusetzen.

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Die Sommerschule Hugo Chávez – kritische Zivilgesellschaft?

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Die „Escuela de Verano Hugo Chávez“ wurde vom Verein „Nuestra America“ organisiert, der von einigen jungen kritischen Linken in Havanna gegründet wurde. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt die sozialen Transformationsprozesse, die sich in einigen lateinamerikanischen Ländern abspielen, zu reflektieren, eigene emanzipatorische Projekte durchzuführen und als Forum des Austausches zu dienen. Die Sommerschule, welche ich auch besuchte, fand in dieser Form erstmals in der ersten Augustwoche während der Semesterferien in Havanna statt und hatte ca. 60 Teilnehmer. Sie trägt den Namen des ehemaligen Präsidenten Venezuelas, der große Sozialprogramme durchführte und sich maßgeblich auf soziale Bewegungen stützte, mit denen er auch gemeinsam eine neue Verfassung ausarbeitete. Hugo Chávez gilt als einer der Begründer des Sozialismus des 21. Jahrhunderts und prägte die Linke Südamerikas nachhaltig.

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Kooperativen im cubanischen Sozialismus

Alte Konzepte neu verwirklicht?

Die Straße ist staubig, heiß, und voller Menschen, die auf ihrem Heimweg der sengenden Sonne entfliehen wollen. Ich stehe am Bordstein des Hospital Militar und warte vergeblich auf meinen Linienbus, den sogenannten Guagua, welcher mich direkt zu meiner Wohnung, einer Casa particular im Stadtzentrum, bringt. Plötzlich kommt ein moderner gelber Minibus mit verdunkelten Scheiben und Platz für ca. 30 Menschen um die Ecke gebogen. Verwundert über das so andere Erscheinungsbild des Busses, an dessen Vorderseite Cooperativa 1 steht und der sich von den mir bekannten Linienbussen im Erscheinungsbild krass abgrenzt, erkundige ich mich beim Fahrer über das Ziel und steige ein.Mein Sitznachbar erklärt mir bei angenehm kühler Temperatur des klimatisierten Busses und auf gepolsterten Sitzen, dass wir gerade mit einer der neuen Transportkooperativen unterwegs sind. Die Legalisierung von Kooperativen wie dieser, die neben den Menschen die auf eigene Rechnung arbeiten (cuenta propistas), heute eine Alternative zur staatlichen Beschäftigung darstellt, sind integraler Bestandteil des Aktualisierungsprozesses der cubanischen Wirtschaft. Sie sollen unter anderem die Effizienz und Qualität der Dienstleistungen fördern und die Produktivkräfte entwickeln. Für 5 Moneda nacional (ca.20 Cent) stellt die Transportkooperative nun eine adäquate Segmentergänzung zwischen den öffentlichen Bussen für 0.40 Moneda nacional (Studenten zahlen 0,20 Mn) und den einfachen Sammeltaxis „Maquina“ für 10 Moneda nacional dar. Doch was sind eigentlich Kooperativen oder Genossenschaften?

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Steht Cuba vor dem Ausverkauf? Teil 2

Cubas internationaler Aufstieg in den letzten 25 Jahren

„Der Mensch ist das einzige Tier, das nicht zwei Mal über denselben Stein stolpert. Wir Cubaner sind mit der Abhängigkeit von Sowjetunion wie den USA zwei mal gestolpert und hatten danach ein Problem. Ein drittes Mal wird das jedoch nicht passieren, wir werden darauf achten unsere Wirtschaftsbeziehungen zu diversifizieren, d.h. nicht von einem Haupthandelspartner abzuhängen, sondern von vielen verschiedenen.“

Das sagte Noel aus dem Zentralkommite der kommunistischen Partei Cubas auf einer Veranstaltung für eine Delegation von CUBA SI aus Chemnitz im Institut für Völkerfreundschaft, bei der er über die aktuellen Entwicklungen Cubas berichtete.

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Steht Cuba vor dem Ausverkauf? Teil 1

Eine kurze Abhandlung über Cubas Außenpolitik nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks

Cuba und die EU

Fidel Castro, der Revolutionsführer der für einige als das letzte Relikt des kalten Krieges gilt und schon hundertfach totgesagt wurde, lächelt qicklebendig von den Auslagen der Zeitungsstände. Sogar eine ganze Fotoserie widmet sich ihm und seinem hochrangigen Besuch. Er empfängt niemand Geringeren als Francois Hollande, den Präsidenten Frankreichs, der mit einer Wirtschaftsdelegation und sieben Ministern angereist ist. Fidel, der sich 2006 aus gesundheitlichen Gründen von seinen politischen Ämtern zurückgezogen hat, kommt damit der Bitte Hollandes nach, der sich ein persönliches Treffen ihm gewünscht hatte.  Doch nicht nur der französische Staatschef ist auf Reisen. Sein cubanisches Pendant Raúl Castro besuchte in der letzten Woche im Rahmen seiner Europareise einige wichtige europäische Staaten. Er nahm z.B. an der Siegesparade über den Faschismus in Moskau teil, sprach mit den Staatschefs Russlands und Italiens und scherzte mit dem Papst.

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Der 1. Mai in Havanna – Ein besonderer Tag

Ein Volk feiert sich und seine Revolution

1.Mai 2015, 5.30 Uhr: schlaftrunken und im Nieselregen verlassen wir das Haus. Der Ausgangssituation nach, könnte es ein ganz normaler deutscher Arbeitstag sein. Ist es aber nicht, weder in Deutschland noch in Havanna. Es ist der erste Mai, Tag der Arbeit, Kampftag der Arbeiterklasse und wir befinden uns in Havanna, Cuba.

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Erfahrungsbericht Kommunalwahl am 19.04.2015

Wahlbezirk Nr.44, Marianao, Havanna, 19.27 Uhr, dass Ergebnis der Kommunalwahlen steht fest! Am Ende ist es ruhig geworden, der Trubel der bis in den Nachmittag hinein den Schulhof beherrschte, auf dem sich die drei Wahllokale befinden, ist verflogen. Der große Ansturm auf die Wahllokale erfolgte am Vormittag, bei denen die Menschen bis in den Schulhof  Schlange standen um ihre Stimme abzugeben. Der größte Unterschied zur Wahl in Deutschland erscheint uns, ist  der gesellschaftliche Charakter der Wahl. Im Wahllokal wird gescherzt, gelacht, man kommt ja aus dem gleichen Viertel. Trotzdem wird dem formalen und geheimen Charakter der Wahl genüge getan.

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Demokratie in einer Diktatur!?

Das Kommunalparlament der Volksmacht wird gewählt!

Bald sind Wahlen, das merkt man, wenn man durchs Viertel schlendert. Man kann Plakate bewundern, die zwar keine Kandidaten oder Parteien zeigen, jedoch die Aufforderung sich in welcher Form auch immer an den Wahlen zur „asamblea municipal del poder popular“ am 19. April 2015 zu beteiligen! Doch wer wird eigentlich wie gewählt? Und in welcher Form soll man Teilhaben, frage ich mich. Im folgenden Artikel werde ich versuchen die Partizipationsmöglichkeiten der cubanischen Bevölkerung im Rahmen einer theoretischen Aufarbeitung der Kommunalwahlen genauer zu ergründen und darzustellen.

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