Allgemein

Sieben Filme für 40 Cent

Es ist Dienstag, kurz nach zehn, wir stehen vor dem Kino Yara und warten auf kubanische Freunde. Wir haben uns verabredet um uns einen Film anzusehen. Der komplette Platz vor dem Kino ist voll mit Kubanern, die sich alle herausgeputzt haben.

Der Grund – zum 39. Mal findet das internationale Festival des lateinamerikanischen Kinos in Havanna statt. Vom 8. bis zum 17. Dezember hat man in 14 teilnehmenden Kinos in der ganzen Stadt die Möglichkeit mehr als 400 Dokumentationen, Komödien, Dramen und Opern aus Lateinamerika, aber auch aus anderen Ländern zu sehen.

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Warum ich mich auf Kuba manchmal wie eine weisse, überpriviligierte Bonzenbratze fühle – Alltagsanekdoten über sehr sichtbare, manchmal auch befremdliche, aber meist sehr bemerkenswerte kulturelle Unterschiede

Bei uns Zuhause

Wir sitzen bei uns zu Hause am Tisch und schnippeln eine Kokosnuss klein um Curry zu kochen. Es klingelt. Nach einer Runde Nase machen* (Julia verliert) und kurzer Diskussion darüber, ob wir in dieser Situation überhaupt Nase machen sollten (Julia gewinnt), machen wir auf. Die Vermieterin steht vor uns, neben ihr ein Handwerker. Wie selbstverständlich drängelt sie sich nach den Hallo-Küsschen an uns vorbei. Nachdem sie den Handwerker eingewiesen hat, stellt sie sich zu mir in die Küche. „Und, macht ihr Süßigkeiten?“, fragt sie mich.

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Wie ein kleines Entwicklungsland die ganze Welt verbessert

Internationalismus, das bedeutet weltweite Solidarität. Es bedeutet Opferbereitschaft für eine bessere Welt und für das Wohl aller Menschen, auch außerhalb der eigenen Ländergrenzen,  zu kämpfen. Internationalismus spielte in der kubanischen Politik seit der Revolution  eine erhebliche Rolle. Obwohl Kuba selbst noch als Entwicklungsland gilt unterstütz(e) es viele andere Länder in Afrika, Asien und Lateinamerika auf verschiedenste Weisen. Bis heute nimmt die kleine Insel großen Einfluss auf das Weltgeschehen durch finanzielle, pädagogische, diplomatische oder militärische Mittel und konnte somit das Leben vieler Menschen erheblich verbessern.

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Hintergrundlärm – Alltagsleben in einem kubanischen Wohnblock

Vom Balkon aus

Ich sitze auf meinem Balkon, im zweiten Stockwerk eines fünf Etagen hohen Wohnblocks. Ich blicke, wenn ich gerade ausschaue, auf die graue Wand eines identischen Wohnhauses. Neben den zwei Blocks, die senkrecht aufeinandertreffen, befindet sich eine kleine, dazugehörige Grünfläche, die von den Häusern umrahmt wird. Dort unten laufen Hunde frei herum, die Haushunde unterscheiden sich deutlich von den Straßenhunden mit ihrem glänzenden Fell und runden Bäuchen. Die Hunde machen sich ein Spaß daraus die vielen Hennen mit ihren Küken, die ihnen auf Schritt und Tritt folgen, zu jagen. Ein halbes Dutzend Hähne stolziert herum, einer lauter als der andere. Eine Frau kippt den restlichen Reis vom Mittagessen auf eine Schale für die Tiere, damit ihr Mann sie später im Hinterhof in einem selbstgebastelten Käfig auf Draht und Wellblech fangen und schlachten kann. Unter einem großen Baum spiele die Kinder aus den Wohnhäusern lautstark fangen. Daneben diskutieren ihre Väter neben einem geparkten Lada genauso laut, wie man ihn am besten repariert, während einer von ihnen unter dem Auto liegt und auf Anweisung wartet.

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Hundert Tage nach Irma

Als sich am Sonnenuntergang des 9. September das Zentrum des Hurricanes Irma über den Cayas del Norte positionierte, bestätigte das Institut der Meteorologie, dass genau in dem Moment das gefährlichste und gewaltvollste Ereignis der Geschichte des Atlantiks statt fand. Es bildeten sich hurricaneartige Winde, welche 3 Tage lang vom Norden von Las Tunas nach Mayabeque wüteten. Diese Winde erreichten 12 Provinzen des Landes. Insgesamt mussten 1,8 Millionen Menschen evakuiert werden. 179000 Wohnungen wurden durch den Hurricane zerstört. Der Sturm löste auch den ersten Zusammenbruch des Elektrizitätssystem jemals aus. Doch nach nur 20 Tagen gab es im gesamten Land schon wieder Strom und Wasser. Allein in Santi Spiritus entstanden durch Irma Schäden von insgesamt über 550 Millionen Euro. Die größten Schäden entstanden bei Gebäuden, der Stromversorgung, der Wasserversorgung, der Agrikultur und der Kommunikation.

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Wenn ihr alle heim kehrt, werdet ihr nicht mal dieses Stück Erde mitnehmen. Ich bin nicht derjenige, dem gedankt werden sollte.

Es ist halb 9 Abends, und wir sind in Cabaiguán, einem kleinen Dorf in der Provinz Santi Spiritus. Wir sind in einem kleinen Haus, welches ziemlich ab vom Schuss und mitten in der Natur ist. Dort sitzen wir in einem Stuhlkreis draussen auf der Veranda, und versuchen die Mücken davon abzuhalten, uns aufzufressen. Es ist der 06.12., ein Tag vor dem Jahrestag an dem 1997 die Leichen der Gefallenen in den Unabhängigkeitskriegen in Afrika nach Kuba gebracht wurden. Es ist schon lange dunkel, aber wie immer noch warm genug um im Shirt nicht zu frieren. Julián, unser Koordinator und die Seele unseres Projektes, sitzt mitten unter uns, neben ihm sitzt seine Frau Hilda. Als Kuba in den Krieg in Äthiopien zog, war er mit dabei. Davon will er uns nun erzählen.

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Die Geschichte hat ihn freigesprochen – Fidels Zeit im Presidio Modelo

Heute ist der 25. November 2017 – Einjähriger Todestag des Comandante en Jefe. Am Nachmittag werde ich gemeinsam mit den anderen der Gruppe zu einer Veranstaltung zum Gedenken Fidels an der UH, der Universidad de la Habana, gleich neben meinem Zuhause gehen. Um den Tag zu beginnen scheint es mir angebracht mich auf die Terrasse in den Schatten des Maracujabaums zu setzten und mit einem Kaffee meine Lektüre „Die Geschichte wird mich freisprechen“ weiter- bzw. fertig zu lesen.

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Die Ankunft in Kuba der neuen Gruppe des Tamara-Bunke-Proyekts

Hallo zusammen, wir sind die neue Gruppe, zehn Frauen und ein „Baron“ (so wird hier liebevoll unser einziger Mann genannt). Aus verschiedensten Ecken Deutschlands und Österreichs haben wir uns zusammengefunden, um die nächsten sieben Monate gemeinsam zu lernen, zu diskutieren und uns politisch weiterzubilden. Zu Beginn möchten wir von unseren ersten Eindrücken auf der Isla berichten.

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Armes Kino, ein Schatz der Kultur

Eine Teilnehmerin des Proyecto Tamara Bunke berichtet vom Internationalen Filmfestival in Gibara

Die Gibareños[1] erzählen die Geschichte einer gitana[2], die eines Tages an den Küsten Gibaras ankam und nach Wasser fragte. Dies wurde ihr nicht gewährt und so sprach sie einen Fluch aus, der dem Ort an allen Festtagen Regen bescheren würde. Auch dieses Mal sollte es nicht anders sein und dementsprechend war der Himmel mit kühlen Farben bestrichen und das Wasser strömte auf die Straßen Gibaras, als wir in unserer Unterkunft ankamen. Der Kontrast war umso größer, als wir die Straßen überquerten: denn dieses „Unglück“ konnte keinem die Freude und Lust nehmen, am Internationalen Filmfestival teilzunehmen, das auch unter dem „Festival del Cine Pobre“ [3]bekannt ist und vom cubanischen Regisseur Humberto Solas 2003 ins Leben gerufen wurde und seitdem jährlich stattfindet.

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