Zwangstests und Quarantäne für HIV-Infizierte in Kuba?

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Als ich kurz nach meiner Ankunft in Kuba etwas zum Thema Gesundheit in meinem Reiseführer (Stefan Loose, 2012) nachschlage, verschlägt es mir fast die Sprache. Ich lese dort, dass es Kubas AIDS-Politik vorsehe, dass alle Kubaner verpflichtend einen HIV-Test machen müssten und HIV-Infizierte in Sanatorien isoliert werden würden, um ein Ausweiten der Krankheit auf die Bevölkerung zu verhindern. Die Sanatorien dürften sie nur verlassen, nachdem sie als „sexuell verantwortungsbewusst“ eingestuft werden würden. Kann es wirklich sein, dass Kuba auf derart gewaltsame Weise Menschen mit HIV vom Rest der Gesellschaft trennt und isoliert, um die HIV-Rate niedrig zu halten? Ich beginne mehr zum Thema zu recherchieren.

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9 Tage Fidel – La Caravana

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Dienstag 29.11.2016.

Um halb zwölf nachts kommen wir von der großen Abschiedsveranstaltung für Fidel auf der Plaza de la Revolución, wo wir sechs Stunden lang mit hunderttausenden  Kubaner*innen der Müdigkeit in unseren Beinen trotzten, zurück am Campus der CUJAE an. Aber statt nun schlafen zu gehen, was nach dem langen und anstrengenden Tag normal wäre, finden sich die meisten Studenten nach und nach in der Mensa ein um sich ein fleißig vorbereitetes mitternächtliches Abendessen abzuholen. Die Mitarbeiter*innen scheinen mir heute Nacht besonders freundlich zu sein und das obwohl sie um die Uhrzeit noch arbeiten müssen. Es ist irgendwie anders als sonst. Auch brauchen wir heute nicht einmal Besteck und Becher vom Zimmer holen, ohne die das Essen in der Mensa unter normalen Umständen nicht möglich wäre. Heute bekommen wir schickes Plastikbesteck gestellt, so dass auch die Studierenden essen können die nicht in der Uni wohnen.

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Für einen Martí durch Havanna

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Meine Schuhe sind immer noch eklig klebrig von dem Teer, der einfach über die Straße gekippt wurde. Die Straße absperren, wenn man sie erneuert? Das erscheint mir inzwischen seltsam fremd. Auf Kuba werden Baustellen nicht abgesperrt. Man kann einfach so über die zu erneuernde Straße fahren oder laufen und sich mit seinen Fußabdrücken im Pflaster verewigen. Ich befinde mich an der Bushaltestelle der CUJAE, der technischen Uni von Havanna, nicht ahnend welche wunderschönen Erfahrungen mich heute erwarten werden. Selbst nach vier Wochen Kuba bleibt jeder Tag einzigartig. Obwohl mein Terminkalender vollgestopft ist mit Artikelbesprechungen, kulturellen Veranstaltungen, Gruppentreffen und Spanischunterricht und meine deutschen Terminorganisationsmethoden für die neue kubanische Realität nicht mehr angemessen scheinen, so lebe ich doch irgendwie viel mehr von Tag zu Tag, von Moment zu Moment. Abgetrennt vom mobilen Internet ist eine Minutengenaue Taktung des Tagesablaufs ohnehin nicht möglich und Hitze und Luftfeuchtigkeit sorgen dafür, dass man mehr auf die Energiereserven des Körpers achten muss.

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José Martí und die kubanische Revolution (Teil 1 von 2)

José Martí ist der Nationalheld Kubas. Vor jeder kubanischen Schule ist seine Büste zu sehen, jeder Kubaner kennt seine Geschichte und seine Zitate sind omnipräsent. Doch was hat es mit diesem Mann auf sich? Was hat er, der ja deutlich vor der  sozialistischen Revolution lebte, mit dem revolutionären Kuba gemein? Seinem Leben, so wie seinen Gedanken und der heutigen Verwendung seiner Person auf Kuba möchte ich in diesem Artikel auf den Grund gehen.

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9 Tage Fidel – Eine Revolution im Wandel, eine Revolution ohne Fidel

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Den Spanischkurs beenden wir heute schon früher, denn heute ist kein gewöhnlicher Tag. Heute ist der vierte Tag Staatstrauer nach Fidels Tod. Wie schon einen Tag zuvor sind die Menschen auf den Platz der Revolution in Havanna eingeladen, um sich von dem Mann zu verabschieden, der über 50 Jahre lang die kubanische Revolution mit seinen Ideen angeleitet hat. Schon gestern habe ich auf dem Platz die Vorbereitungen für den heutigen Tag gesehen, zu dem auch Präsident*innen und Vertreter*innen aus verschiedenen Ländern eingeladen sind, um an dem kubanischen Gedenkakt teilzunehmen und ihre Verbundenheit mit Fidel, seiner Politik und seinen Ideen zu unterstreichen.

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9 Tage Fidel – Keiner lebt allein

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Es ist Mittwoch, neun Uhr morgens. Ich bin völlig fertig. Nicht, weil ich so verdammt früh aufstehen musste, ein Akt der mir in Deutschland nur schwerlich möglich gewesen war, nein, ich bin noch immer wach. Total verschwitzt, total verpeilt, total durch. Weiße Schweißflecken zeichnen meine Kleidung. In einer Hand ein Eis haltend, in der anderen, betont weg vom Eis haltend, eine kubanische Flagge. Auf Halbmast natürlich. Nein, dies ist keine epische Suffgeschichte, sondern Teil einer Liebesgeschichte, meiner Liebe zu einer Idee, einer Idee von einer besseren Welt, von der Revolution.

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9 Tage Fidel – Die längste Schlange Kubas

Es ist acht Uhr dreißig, als wir am Morgen des 28.11 am ICAP, dem kubanischen Institut für Völkerfreundschaft ankommen. Die Einladung zu der Gedenkveranstaltung haben wir gestern erst im Verlaufe des Tages erhalten. Vor den großen Säulen der Empfangshalle des Gebäudes haben sich bereits um die 200 Menschen versammelt, um dem Máximo Líder – Fidel Castro, zu gedenken. Mir fällt die hohe Präsenz der Ausländer auf. Neben einigen Italienern, Deutschen und Kanadiern, haben sich vor allem viele Lateinamerikaner zu dieser Stunde am Institut eingefunden. Wir lauschen den kurzen Redebeiträgen einiger Vertreter von kubasolidarischen Organisationen, die teilweise extra zu Ehren Castros nach Kuba geflogen sind, sowie dem Präsidenten der UJC, der kommunistischen Jugend Kubas und der Präsidentin des ICAPs. Die Trauer der Anwesenden lässt sich in der allgemeinen Stimmung vor Ort erahnen. Es wird nicht gelacht, die Mienen wirken versteinert, einigen stehen die Tränen in den Augen.

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9 Tage Fidel – „¡Fidel vive, la lucha sigue!“ – Gespräche über Kuba nach dem Tod Fidel Castros

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Zum Zeitpunkt des Todes Fidel Castros befand sich ein Großteil unserer Gruppe gerade auf der Insel „Isla de la Juventud“, wo wir uns für eine Woche mit Studierenden sowohl politisch als auch kulturell ausgetauscht haben und dabei von Aktivist*innen der Partei-Jugend und der Studierendenvereinigung begleitet wurden. Bereits in der Nacht vom 25. auf den 26. November wurden wir über mehrere Telefonanrufe vom Ableben des ehemaligen Staatspräsidenten informiert. Die unmittelbaren Reaktionen unserer kubanischen Begleiter*innen reichten von tiefer Trauer und anfänglicher Ungläubigkeit bis hin zu erstaunlicher Gefasstheit. Nachdem wir uns die Situation vergegenwärtigt hatten drängte sich vor allem eine Frage auf, die vielen von uns auch vor unserem Abflug nach Kuba gestellt wurde: Welche Bedeutung wird der Tod von Fidel für Kuba haben? Anstatt uns den weltweiten medialen Spekulationen anzuschließen, hatten wir am Folgetag in mehreren Gesprächsrunden die Gelegenheit, direkt zu erfragen, was die uns begleitenden kubanischen Jugendlichen eigentlich selbst darüber denken.

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9 Tage Fidel – Havannas Stadtteil Cerro: Der stille Abschied

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Ich war wohl eine der ersten die es erfahren hat, weil meine Nachbarin Miruel am Freitag um ca. 23.40 hochkam, mich aus dem Schlaf riss und ganz aufgeregt rief, ich solle den Fernseher einschalten. Raul habe verkündet, dass Fidel um 10.29 gestorben sei. Ich schaltete ein, doch es lief nur das angekündigte Programm. Wir waren alle nervös. Inzwischen standen wir zu viert bei mir im Zimmer und fragten uns, ob das wirklich möglich sei.

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