Kleine Beobachtungen und große Veränderungen

Nach Wochen der Vorbereitung und des Entgegenfieberns sind wir Anfang September in Kuba angekommen. „Wir“, das sind acht Menschen verschiedenen Alters und Herkunft, die ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen mitbringen. Gemeinsam möchten wir die sozialistische Insel in der Karibik und ihre Bevölkerung kennenlernen, uns politisch weiterbilden und solidarisch engagieren.

Weiterlesen »Kleine Beobachtungen und große Veränderungen

Ein Hautartzttermin in Havanna

Wenn man in Deutschland einen Besuch beim Facharzt machen möchte, kann dies schnell zu einem sehr aufwändigen und lästigen Unterfangen werden.

So ging es mir auch mal wieder einige Wochen vor meinem Kuba-Aufenthalt, als ich versuchte, noch einen Hautarzttermin zu bekommen, um einen Ausschlag untersuchen zu lassen. Die Anrufe bei verschiedenen Praxen in meiner Stadt waren allesamt ziemlich ernüchternd: „Sind sie schon Patient bei uns? Nein? Tut mir leid, wir nehmen zur Zeit keine neuen Patienten auf“. „Sind sie privat versichert? Nein? Wir haben in den nächsten Monaten leider keinen Termin mehr frei“. „Tut mir Leid, unsere Praxis zieht gerade um …“ und so weiter. Jedenfalls habe ich es nicht mehr geschafft, vor meinem Abflug eine Praxis zu finden, die nicht total ausgelastet war, also verschob ich den Besuch erst einmal auf unbestimmte Zeit.

Weiterlesen »Ein Hautartzttermin in Havanna

Eine neue Verfassung für Kuba

Schon seit dem 22. Juli steht der Entwurf für die Verfassungsreform Kubas, das “Proyecto de Constitución de la República de Cuba”, durch die Nationalversammlung bestätigt bereit, durch das Volk debattiert zu werden. Zuvor war das Dokument seit 2013 durch eine damit beauftragte Kommission vorbereitet worden und eine erste Version verfasst worden. Die derzeit gültige kubanische Verfassung ist aus dem Jahr 1976 und trotzdem machen sich der kubanische Staat und das Volk die Mühe es anzugehen, um „la ley de las leyes“, „das Gesetz der Gesetze“ zu erneuern. Das allein verdient Anerkennung, wenn man bedenkt, dass viele Verfassungen der als modern angesehenen Länder älter sind: Wie zum Beispiel im Fall Deutschlands mit einem Grundgesetz aus dem Jahr 1949 in dem es eine ganz andere (welt-) gesellschaftliche Situation sowie Verhältnisse in unserem eigenen Land gab.

Verkauf des Verfassungsentwurfs im ganzen Land
Weiterlesen »Eine neue Verfassung für Kuba

Ein Leben vom Tourismus – Einblicke in das Leben einer jungen Kleinfamilie am Rande der Legalität

In Kuba gibt es den Spruch „Hay que inventarse“ – Man muss sich etwas erfinden. In diesem Land wimmelt es von Menschen, Überlebenskünstlern und -künstlerinnen, die ständig irgendetwas erfinden, um das Leben etwas besser oder einfacher zu machen.

Der obere Teil einer PET-Flasche als Trichter, ein einfacher Holzstock als Baseballschläger, ein Tisch samt Stuhl statt Leiter, Bonbonpapiere als Glitzerverzierungen – erfinderisch sein gehört hier zum Leben. Und zwar nicht im schlechten Sinne. Ich habe hier Unzähliges fürs praktische Leben gelernt, auf das ich durch den Überfluss an Equipment und Möglichkeiten in meinem Leben in Deutschland nicht gekommen wäre. Ein Jeder, eine Jede kämpft sich hier durchs Leben – im großen und im kleinen Stil. Kleine Erfindungen zum Wasser umfüllen, ein Ballspiel spielen oder eine Glühbirne austauschen sind dabei eine Sache. Das Verkaufen von diesem und jenem, eine andere. Und die Lizenz für den Verkauf von bestimmten Artikeln oder das Anbieten von Dienstleistungen zu haben, noch eine weitere.

Weiterlesen »Ein Leben vom Tourismus – Einblicke in das Leben einer jungen Kleinfamilie am Rande der Legalität

Wer rappt, trägt Verantwortung

Hip Hop und seine transformative Kraft im Kampf gegen Rassismus

Mit der Annahme, dass ich mich in den nächsten Monaten mit Salsa und Reggaeton anfreunden müsste (obwohl ich dies tatsächlich mittlerweile tue), wurde ich bereits in meiner ersten Woche in La Habana eines besseren belehrt. Auf einen meiner Irrwege durch Centro Habana lief ich zufällig an der “Agencia de Rap” vorbei. Ich dachte mir “Wow, nice! Was ist das denn?” und stolperte vor den Wachmann um zu fragen. Der zeigte nur auf das Plakat vor der Tür worauf “Simposio de Hip Hop” stand. Da neben sah ich ein komplett 5-tägiges Festivalprogramm mit Workshops, Konzerten und Präsentationen rund um Hip Hop als Bildungsarbeit, Kunst, politische Bewegung etc. mit Künstler*innen und Aktivist*innen aus ganz Lateinamerika. Jackpot!!! Voller Begeisterung stürzte ich mich aufs erste Hip Hop Konzert in der damals noch mir unbekannten Madriguera. Heute, 7 Monate später, ist die Madriguera ein mir wohl bekannter Ort, wo regelmäßig Hip Hop und Kulturevents stattfinden, weil es ein öffentliches Jugendkulturzentrum ist. Heute weiß ich, dass die Agencia de Rap, Teil der staatlichen Kulturarbeit ist, die verantwortlich ist für die Förderung von Künstler*innen und Veranstaltungen der Hip Hop Szene, wie das Simposio de Hip Hop, was ich damals entdeckte. So, werden von der Agencia zum Beispiel auch regelmäßig “Peñas”(freie, offene Konzerte) auf öffentlichen Plätzen, Basketballfeldern u.ä. organisiert, wo das ganze Viertel am Start ist- die Muttis schauen aus dem Fenster, die Kids rennen zwischen dem Publikum und der “Bühne” umher, Touris laufen vorbei und bleiben stehen, die Bauarbeiter pausieren ihre Arbeit und wippen mit, die Alten stellen ihre Schaukelstühle raus…

Weiterlesen »Wer rappt, trägt Verantwortung

Der 1.Mai in Havanna – Ein besonderer Tag, ein besonderer 1.Mai

Einen ersten Mai in Havanna zu erleben ist wohl für jeden ein beeindruckendes Erlebnis. Auch wir vom Proyecto Tamara Bunke freuten uns schon Tage vorher auf das Ereignis.
In der Vorbereitung wurden wir mehrfach darauf hingewiesen, dass es nicht einfach sei, sich vor dem Beginn der Demo normal in der Stadt zu bewegen, da es schon Stunden zuvor sehr voll sein würde. Am 30. April versammelten wir uns darum schon mit ein paar Proyecto-TeilnehmerInnen in unserer Wohnung nahe am „Platz der Revolution“ um es am Frühen morgen dann nicht so weit zu den jeweiligen Start-Punkten zu haben.

Weiterlesen »Der 1.Mai in Havanna – Ein besonderer Tag, ein besonderer 1.Mai

¡Hola, linda! ¿Boyfriend? Ein Bericht über mein Leben als weiße Frau in Havanna

Erwartungen und Vorfreude

Als ich mit meinem Umfeld in Deutschland darüber redete, dass ich ein halbes Jahr in Kuba verbringen werde, waren der Großteil von den Personen neidisch. Kuba, das Land der Träume. Das Land, das unser aller Vorbild ist. Das System, für das wir in Deutschland auch kämpfen. Die Verbildlichung aller Anstrengungen in unserem Land. Kurz gesagt – das Paradies.

Vor allem die Frauen in meinem Umfeld sehen mich mit leuchtenden Augen an. Endlich dem sexistischen Kacksystem entfliehen, in ein Land, in dem fast 50% Frauenanteil in der Politik besteht, in denen Berufe nicht mehr in Männerdomäne und Frauendomäne unterteilt sind, in dem immer weiter für die Befreiung der Frau gekämpft wird. Ein Traum für jede – und auch jeden – , die und der unter dem Sexismus in Deutschland tagtäglich leidet.

Weiterlesen »¡Hola, linda! ¿Boyfriend? Ein Bericht über mein Leben als weiße Frau in Havanna

Playa Florida – Ein sonderbarer Besuch in einem kleinen Küstendorf – Eindrücke 6 Monate nach Hurricane Irma

Am 9. September 2017 preschte einer der stärksten Hurrikane seit Wetteraufzeichnungen durch die Karibik. Vor allem Haiti, Puerto Rico und Cuba waren betroffen. Der Tropensturm überrannte die kleinen Inselnationen in Ausmaßen, die vorher zwar abzusehen, jedoch nicht zu verhindern waren.

Was tut man, wenn die eigenen vier Wände plötzlich davon zu fliegen drohen?

Sicherheitsvorkehrungen – lose Teile sichern, Dächer, Zäune, Boote, und alles was geht, festbinden. Elektrogeräte möglichst weit entfernt vom Boden lagern. Denn der Sturm bringt nicht nur Windböen von bis zu 285km/h, sondern lässt auch das Meer so aufbrausen, dass meterhohe Wellen die Straßen ertränken. Das heißt, wichtige Dokumente sichern, Familienfotos, Bücher etc. einpacken. …was ist eigentlich das Wichtige, wenn die komplette Existenz in Gefahr ist? Fragen, die mich vor allem während und nach meinem Besuch in Playa Florida beschäftigt haben.

Weiterlesen »Playa Florida – Ein sonderbarer Besuch in einem kleinen Küstendorf – Eindrücke 6 Monate nach Hurricane Irma

EXPO Cuba – Zwischen Fortschritt, Stagnation und Aufbruch

Zum Ende unseres Geschichtskurses an der CUJAE, der Technischen Universität Havannas, nahm uns unsere Dozentin Katarina Reyes auf einen Ausflug zum Schaufenster der wissenschaftlich-technischen Entwicklung des Inselstaates mit. „ExpoCuba – Donde Ayudamos a Descubrir Cuba“ – Wo wir helfen, Kuba zusammen zu bringen – lautet das ambitionierte Motto der permanenten Ausstellung entwicklungspolitischer Errungenschaften und der Herberge internationaler Messen wie der „Feria Internacional“, die jährlich über 70 Staaten einen Rahmen bietet sich zu ihren ökonomischen Aktivitäten auszutauschen sowie Geschäfte und Innovationen in die Wege zu leiten.

Weiterlesen »EXPO Cuba – Zwischen Fortschritt, Stagnation und Aufbruch