Die erste Woche in Havanna

Nachdem das Proyecto Tamara Bunke zwei Jahre stillgestanden ist, ist Anfang September endlich eine neue Gruppe von Frankfurt nach Havanna geflogen! Schon bevor es losging, haben sich am Vortag einige von uns in Frankfurt getroffen, damit wir uns schonmal kennenlernen können und vor allem am nächsten Tag nicht so viel Stress haben. Dabei wurde einiges aus Koffern ins Handgepäck verlagert und mehrmals umgepackt, damit jeder Koffer unter den magischen 25 kg bleibt. Am nächsten Tag waren wir dann endlich vollzählig und abflugbereit. Am Flughafen angekommen, haben wir das Spendengepäck – medizinische Ausrüstung aller Art – bekommen, haben eingecheckt, sind durch die Sicherheitskontrolle und sodann auch schon in den Flieger gestiegen. Einen Katzensprung später waren wir in Havanna.

Am Flughafen José Martí wurden wir herzlich von den Genossen vom Institut für Völkerfreundschaft und von unserem Professor Dacheri, der uns für die nächsten Monate begleiten wird, in Empfang genommen. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft erklärte er uns voller Leidenschaft, wie wir in den nächsten Monaten den Sozialismus in Theorie und Praxis kennenlernen werden. Ebenso haben wir noch einen Abstecher bei einem Krankenhaus gemacht, um das Spendengepäck abzugeben. Wegen der Blockade, mit der die USA Kuba seit mehr als 60 Jahren vom Welthandel abschneiden wollen, kann Kuba kaum medizinische Geräte und Medikamente importieren; daher hilft jede Spende, um das für die Menschen auf Kuba kostenlose Gesundheitssystem zu unterstützen. Schlussendlich sind wir in unserer Wohnung angekommen, wo uns unsere Vermieterin ebenso herzlich begrüßte. Sie zeigte uns unsere Zimmer und erklärte die wichtigsten Angelegenheiten. Eine richtige Einführung mussten wir aber auf den nächsten Tag schieben, da wir nach unserer langen Reise todmüde waren.

Darauf folgte das Wochenende. Wir waren etwas ausgeschlafener und haben versucht, den Erklärungen zu folgen, wie wir unsere SIM-Karten bekommen, wie das Bus- und Taxisystem funktioniert und wo sich welche Läden befinden. Das Wissen haben wir direkt in der Praxis getestet und haben mit etwas Mühe einen Laden gefunden, wo wir Reis, Bohnen und Tomatensoße kaufen konnten. In dem Moment war uns schon klar: Reis mit Bohnen ist ein Gericht, das uns wahrscheinlich noch länger begleiten wird! Am Sonntag haben wir einen kleinen Strand besucht – die Playita 16 liegt von unserer Wohnung eine halbe Stunde zu Fuß entfernt. Es gibt dort keinen Sand, sondern nur spitze Felsen, weswegen sich der Weg vom Strand ins Meer etwas schmerzhaft gestaltet. Als wir dann aber im Meer lagen, haben wir gewusst, dass es sich gelohnt hat. So haben wir den Abend verbracht und sind daraufhin müde ins Bett gefallen.


Im Verlauf der nächsten Woche konnten wir die Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften (Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales – FLACSO) kennenlernen und waren auf dem Campus der Universität von Havanna (Universidad de La Habana – UH) mit ihren majestätischen historischen Gebäuden. Wir haben uns um die Beantragung einiger Dokumente gekümmert, damit wir hoffentlich bald unser akademisches Visum bekommen. Auf dem Weg dahin konnten wir einen der Wege kennenlernen, wie man auf Kuba von A nach B kommt: Auf der Línea, der langen Straße von unserer Wohnung zur Uni, fahren regelmäßig elektrische Minibusse hin und her. In diese passen jeweils sechs Leute, entsprechend muss man einige Busse abwarten, bis man selber an der Reihe ist. Sobald man aber einen Bus erwischt hat, kann man den kühlen Fahrtwind genießen und ist schnell am Ziel – für nur 10 Pesos.

Am Samstagabend waren wir dann auf eine Feier in der Casa de La Amistad (Haus der Freundschaft) eingeladen. Dort konnten wir zusammen mit anderen Studierenden aus der ganzen Welt gutes Essen und Trinken bei viel zu lauter Musik genießen. 🙂


Damit ist die erste Woche auf Kuba vorbei und wir freuen uns schon auf unseren Spanischkurs, der nächste Woche beginnt.

3 Gedanken zu „Die erste Woche in Havanna“

  1. Liebe Genossinnen, mit Freude habe ich zur Kenntnis genommen, dass nach einigen Turbulenzen im Vorfeld euer Lern- und Erfahrungsprozess auf Cuba nach einer coronabedingten Zwangspause nun doch stattfindet. Ich bin sehr gespannt auf die zukünftigen Einträge in diesem Block und werde sie aufmerksam verfolgen. Vor allem bin ich neugierig auf eure Einschätzungen und Erfahrungen mit den neueren politischen und ökonomischen Entwicklungen auf Cuba. Einen in jeglicher Hinsicht tollen Aufenthalt wünscht euch Norbert

    1. Hallo Norbert, wir freuen uns sehr über deinen Kommentar! Für uns ist es genauso spannend zu lernen, wie Kuba mit den aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen umgeht. Wir werden dich in den nächsten Beiträgen auf jeden Fall über unsere Erfahrungen informieren!
      LG die Proyecto-Crew

  2. Liebe junge Freundinnen und Freunde!
    Es hat lange gedauert, bis endlich wieder etwas Konkretes passiert, das hier nachzulesen ist. Leider habe ich es in meinem Leben nicht geschafft, dieses außerordentlich reizvolle Kuba zu besuchen. Aber hier in Deutschland kämpfe ich seit Jahren mit vielen anderen Menschen für Kuba und gegen die US-Blockade.
    Deshalb ist es so wichtig, dass Ihr dokumentiert, wie es Euch in Kuba ergeht.
    Habt vielen Dank. Ich warte auf Euren nächsten Bericht.
    Die von mir in Facebook geführten Seiten sind ‚Präsident Biden! Beenden Sie die Blockade gegen Kuba‘ und ‚Freunde des revolutionären Lateinamerika‘.
    Ihr könnt ja mal reinsehen.
    Herzlich-solidarische Grüße

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