Neulich hatten wir die Möglichkeit mit unseren Profes der CUJAE das Centro Fidel Castro Ruz zu besuchen. Das Centro befindet sich im Stadtteil Plaza de la Revolucion. Das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde restauriert und am 25.11.2021, zum fünfjährigen Todestag von Fidel Castro eröffnet und widmet sich seinem Lebenswerk.
Die Möglichkeit, einen Ort zu schaffen, um das kulturelle und politische Erbe des Comandante en Jefe zu würdigen, ging aus einem 2016 vom kubanischen Parlament verabschiedeten Gesetz hervor, das ausnahmsweise die Schaffung einer Einrichtung mit seinem Namen gestattet. Fidel veranlasste vor seinem Tod, dass keine Straßen, Plätze oder Monumente nach seinem Namen nach ihm benannt werden sollen.
Dieses Projekt wurde unter anderem von Abel Prieto, einem kubanischen Schriftsteller und Präsidenten der Casa del America, sowie Carlos Alberto Cremata, einem Pädagogen, und dem berühmten spanischen Journalisten Ignacio Ramonet, der Fidel Castro mehrere Male interviewt hatte, unterstützt. Das Centro ist für alle mit vorheriger Reservierung kostenlos zugänglich. Es soll in erster Linie als kulturelles Zentrum für junge Leute zugänglich sein, damit sie sich weiterbilden können.
Im Centro wurden wir als Erstes in einen Raum geführt, wo wir einige berühmte Reden Fidels zu sehen bekamen. Danach wurden uns auf einem Monitor Bilder von bekannten Persönlichkeiten gezeigt, die den Comandante persönlich getroffen haben. Darunter auch eines mit dem italienischen Journalisten Gianni Mina, der die Möglichkeit hatte, Fidel Castro mehrere Male zu interviewen.
Danach ging es in einen schön ausgestatteten Raum, der mehreren Skulpturen sowie Auszeichnungen, die Fidel in Laufe der Jahrzehnte aus mehreren Ländern erhalten hat, enthielt. Darunter z. B. den Internationalen Lenin-Friedenspreis der Sowjetunion.
Weiter ging es in einen Saal, in dem die verschiedenen Lebensabschnitte des Comandante wie z. B. seine Jugend- und Studienzeit, in Bildern und Texten dargestellt wurden. Zusätzlich konnte man in diesem Raum Fidels Kleidung anschauen, darunter seine olivgrüne Uniform, die er oft zu formellen Staatsbesuchen trug. Zudem gab es in dieser Ausstellung eine große Bilderreihe von wichtigen politischen Ereignissen Kubas, so z. B. die erste große Agrarreform 1959, die Schweinebuchtinvasion 1961 oder Fidels Rückzug aus seinen Funktionen im Jahre 2006.
Im nächsten Raum wurden uns auf einer großen digitalen Landkarte die internationalen Beziehungen und Kooperationen von Kuba gezeigt, die in den letzten Jahrzehnten von Fidel aufgebaut wurden und teilweise bis heute bestehen. Zum Beispiel wäre da die Alphabetisierungskampagne, die auch in Nicaragua, Venezuela und Bolivien erfolgreich realisiert wurde oder die Aufnahme und medizinische Versorgung tausender Kinder aus der ehemaligen Sowjetrepublik Ukraine, als es zur Nuklearkatastrophe von Tschernobyl kam. Hier verdeutlichte sich, wieviel Fidel Castro die internationale Solidarität bedeutete.
In der folgenden Ausstellung konnte man auf großen beschrifteten Tafeln den Verlauf der kubanischen Revolution unter der Führung des Comandante anschauen. Im Saal wurde ein kleineres Modellexemplar des berühmten Schiffes Granma ausgestellt, mit dem Fidel und seinen Kampfgenoss*innen von Mexiko nach Kuba überfuhren. Darüber hinaus wurden weitere perönliche Sachen, wie seine grüne Militärmütze oder seine Gewehre ausgestellt. Auf den Tafeln konnte man genau nachlesen, wie die Guerilleros sich damals organisierten.
Die Situation vor und nach der Revolution, z. B. in den Bereichen der Bildung und der Gesundheitsversorgung, bekamen wir in der nächsten Ausstellung zu Gesicht. Diese Präsentationen wurden verknüpft mit der berühmten Verteidigungsrede „Die Geschichte wird mich freisprechen!“, die Fidel nach dem Angriff auf die Moncadakaserne am 26.7.1953 verfasste, in der er sich vor allem auf das schlechte Bildungs- und Gesundheitswesen des neokolonialen Kubas bezog – die zentralen Motivationsgründe für sein revolutionäres Handeln.
Gegen Ende der Führung im Haus wurde, an mehreren Wände gleichzeitig, ein Film mit mehreren Zeitgenoss*innen Fidels projiziert. Sie schilderten ihre Eindrücke und Erfahrungen und wie sie die Begegnungen mit ihm geprägt haben. Am Schluss des Films wurden noch Bilder des Trauerzugs anlässlich Fidels Todes sowie sein Begräbnis, das in Santiago de Cuba stattfand, gezeigt.
Nach dem Rundgang bekamen wir noch eine Bibliothek mit Werken über Fidel gezeigt. Diese fungiert auch als Arbeitsort für die Recherche im Centro. Was wir aus dem Besuch mitnehmen konnten, waren viele neue Eindrücke über eine detaillierte Dokumentation über sein politisches Erbe, das in Kuba vor allem an neue Generationen weitergegeben werden muss.
Dieser Artikel ist von Gabriel, hier geht es zu mehr Artikeln von ihm.