Bereits nach Bekanntwerden der ersten Infektion mit Covid-19 Mitte März, wurden an vielen Orten in Kuba Hypochlorit ausgegeben, welches als Desinfektionsmittel gilt.
Kurz darauf galt: An allen öffentlichen Orten ist die Verwendung von Hypochlorit oder anderen Substanzen, die Ansteckung vermeiden, verpflichtend. Jede*r Arbeiter*in, Soldat*in und Polizist*in trägt jetzt einen Mundschutz in der Öffentlichkeit und bei der Arbeit. Die großen Fabriken werden geschlossen.
Seit dem 22.03 werden auf Kuba nun drastische Maßnahmen ergriffen, die der Eindämmung von Covid-19 dienen. Zu diesen Zeitpunkt waren auf Kuba noch keine 20 Fälle bekannt. Die ersten nachgewiesenen Fälle sind auf eine 4-köpfige Touristengruppe aus Italien (Lombardei) zurückzuführen. Die folgenden Erkrankungen betrafen andere Tourist*innen und Kubaner*innen, welche aus Spanien, Italien und den Vereinigten Staaten einreisten.
Dabei ist anzumerken, dass Kuba bereits vor den ersten bestätigten Fällen Wärmebildkameras und Fieberuntersuchungen an sämtlichen Flughäfen durchgeführt hat.
„Wenn wir diese Maßnahmen nicht umsetzen, könnte sich die Lage verschlimmern. Wir haben ein Gesundheitssystem, das effektiv ist und große Erfahrung besitzt. Wir brauchen aber die Begleitung des Volkes und der Institutionen. Die Isolierung ist am wirksamsten, zuhause zu bleiben und das Haus nur zu verlassen, wenn das alltägliche Leben uns dazu zwingt. Das ist eine Sache von sozialer Verantwortung“ Manuel Marrero Cruz – Premierminister von Kuba.
Der Präsident Diaz-Canel hebt bei seinen täglichen Ansprachen die mehrheitliche Unterstützung des kubanischen Volkes für die ergriffenen Maßnahmen hervor und sprach seine Anerkennung für das in Kuba tätige Gesundheitspersonal, sowie die medizinischen Brigaden aus, die nun in verschiedene Länder der Welt reisen, um dort zu helfen.
Der staatliche Mobilfunkanbieter Etecsa sendet regelmäßig SMS mit den Hinweisen sich die Hände zu waschen und bei Fieber dies dem Gesundheitsministerium zu melden. Zusätzlich hat Etecsa Angebote geschaffen, um den Ansporn zuhause zu bleiben zu erhöhen.
Zusätzlich wurde eine App geschaffen, um die Bevölkerung dauerhaft über Corona zu informieren. (Anm. d. Redakteurs: Mittlerweile sind es 3 Apps! Stand: 02.04.20)
Im Fernsehen wird regelmäßig eine Anleitung zur Selbstproduktion eines Mundschutzes (Nasobuco) eingeblendet, als auch Hinweise hygienische Maßnahmen wie etwa das Hände waschen mindestens 20mal am Tag zu wiederholen und sich die Hände überall zu desinfizieren.
Der Mindestabstand zu anderen Personen soll stets 1 Meter betragen. (Anm. des Redakteurs: Unseren ersten Mundschutz bekamen wir von einer freundlichen Nachbarin geschenkt)
Jeden Tag um 11 Uhr kommt im staatlichen Fernsehsender eine Livesendung mit Vertreter*innen des Gesundheitsministeriums und der Regierung in der die neuesten Entwicklungen und Maßnahmen, welche in Abstimmung mit dem Volkskomitee getroffen werden, vorgestellt werden.
Maßnahmenkatalog im Bezug auf das alltägliche Leben
Alle auf Kuba befindlichen Personen haben sich an folgende „Regeln der Gesundheit“ zu halten:
– Abstand halten
– Risikogruppen sind verpflichtet zuhause zu bleiben
– Sozialer Kontakt soll verringert werden
– Die eigenen 4 Wände nur verlassen, wenn es nicht anders geht
– Mundschutz tragen in der Öffentlichkeit
(Die Maßnahmen sind keine Wegweiser, sondern werden strafrechtlich verfolgt)
Sonntag 22.3.20
Bars, Nachtklubs, Theater und Kinos werden geschlossen. Das kulturelle Leben kommt langsam zum Erliegen trotzdem sind noch viele Menschen auf den Straßen unterwegs. Supermärkte bleiben geöffnet, müssen aber Desinfektionsmittel am Eingang haben.
Dienstag 24.3.20
Ausländische Touristen dürfen nicht mehr Einreisen. Kubaner*innen dürfen weiterhin einreisen, müssen sich jedoch danach 2 Wochen in Quarantäne begeben. Die sich noch in Kuba befindenden Tourist*innen müssen ihre casa particulares und Hotelzimmer räumen und werden in Sammel-Hotels gebracht damit kubanische Ärzt*innen besser überwachen können, ob es weitere Infektionen gibt.
In jedem Hotel sind Ärzt*innen vertreten. Mitarbeiter*innen werden 2mal Täglich untersucht.
Mittwoch 25.3.20
Schwimmbäder, Sportstätten, Bibliotheken und andere Kultureinrichtungen werden geschlossen
Restaurants werden geschlossen oder sollen auf „To Go“ oder Lieferdienst umstellen.
Der interprovinzielle Bus- und Flugverkehr wird eingestellt, als Maßnahme zum Seuchenschutz. Lediglich der ÖPNV und wenige Züge fahren noch. Auch der Verkehr auf die Isla de la Juventud wird eingestellt.
Schulen und Universitäten werden im ganzen Land vorsorglich bis zum 20.04.20 geschlossen. Der Unterricht an den Universitäten wird auf digital umgestellt, für die Schüler gibt es Bildungssendungen im staatlichen Fernsehen.
Die Studierenden müssen die Studentenwohnheime verlassen und zu ihren Familien zurückkehren, dafür wird ein überregionaler Transport von der Studentenorganisation FEU koordiniert und möglich gemacht.
Die leerstehenden Studentenwohnheime werden als Quarantäneort für heimkehrende Kubaner*innen geplant. Die ausländischen Studierenden bleiben in den Studentenwohnheimen. Sie werden jedoch morgens, mittags und abends mit Essen versorgt, ebenso dürfen sie nur noch alleine das Gelände der Universität verlassen.
Landesweit beginnen Hausbesuche von Mediziner*innen. Es wird kontrolliert wo sich die Bewohner*innen des Landes befinden und jede*r wird nach seiner gesundheitlichen Verfassung befragt.
Die Mitglieder der Massenorganisationen sind angehalten sich in ihrer Nachbarschaft um alte Menschen zu kümmern und Erkrankungen zu melden.
Dienstag 31.03.20
Die Bunkistas mussten das Casa Tamara Bunke räumen und in ein anderes Studentenwohnheim umziehen.
Donnerstag 02.04.20
Die 1.Mai Parade wird für 2020 abgesagt, da ein Verbreiten des Infekts ausgeschlossen werden soll.
„Es sind schwierige Zeiten, aber wir Revolutionäre wachsen mit diesen Aufgaben“ – Manuel Marrero Cruz
Fortsetzung folgt…..
Dies ist ein Artikel von Daniel. Weitere Artikel von ihm findest du hier.
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