Bei den Feierlichkeiten zum 60. Jubiläum der CDR wurden wir beim letzten Halt unseres Rundganges Zeugen einer spontan gehaltenen Rede, die uns so beeindruckte, dass wir kurz darauf das Gespräch mit eben jenem suchten, der sie vorgetragen hatte. Dabei stellte sich heraus, dass er der letzte noch lebende Mann auf der Isla de la Juventud ist, der mit Ernesto Che Guevara im Kongo gekämpft hat. Er erzählte von seiner unerwarteten Erkrankung, wie der Che ihn gesund pflegte, ferner von der Solidarität unter den Völkern und wie wichtig es folglich sei, sich im Kampf für die Gerechtigkeit nicht unterkriegen zu lassen.
D.N. Castillo ist 76 Jahre alt und mittlerweile nicht mehr im Dienst des kubanischen Militärs, für das er 20 Jahre tätig war. Auf diese Zeit folgte ein ziviles, militärisches Engagement. Bis heute leistet er seinen politischen Beitrag in der PCC und seinem CDR und hat nie aufgehört, für eine bessere Welt zu kämpfen. Zudem hält er Veranstaltungen an Schulen und steht im ständigen Austausch mit seinen Mitmenschen jeden Alters. An der Seite Che Guevaras kämpfte Castillo für die Freiheit des kongolesischen Volkes. Damit stellte er sich zugleich gegen die Präsenz der Vereinigten Staaten im Kongo bzw. den US-amerikanischen Imperialismus.
Proyecto Tamara Bunke: Wie hat sich Ihrer Meinung nach der Gedanke der Revolution entwickelt?
D.N.C. : Ich würde sagen, dass sich der Gedanke der Revolution hier gut entwickelt hat. Sehr gut sogar, denn als Fidel die Führung des Landes innehatte und er und seine Genoss*innen den Kampf für die Freiheit des Landes begannen, hatten sie ein Programm. Und dieses Programm wurde erfüllt, ich würde sogar sagen, es wurde mehr als erfüllt.
Bei ihrer ersten Aktion, dem Angriff auf die Festung in Santiago de Cuba, die Kaserne Moncada, lief dieser schief und viele wurden getötet. Diejenigen, die am Leben blieben, wurden gefangen genommen. Fidel und seine Gruppe waren hier auf der Isla de la Juventud, als sie noch den Namen Isla de Pino trug. Da wurden sie eine ganze Weile gefangen gehalten. Als sie freigelassen wurden, gingen sie nach Mexiko. Und von Mexiko kamen sie und begannen wieder einen Krieg, bis sie ihn gewonnen hatten.
Aber das Programm, welches sie verwirklichen wollten, wurde vollständig umgesetzt. Das war zum einen die Agrarreform. Diese wurde umgesetzt. Das war zum anderen die Eliminierung des Analphabetismus; hier auf Kuba gibt es keine Analphabeten [über 99% der KubanerInnen können lesen und schreiben]. Und das war der Kampf für die Gesundheit. Es gibt kein Land auf der Welt, das, in Bezug auf die Gesundheit die Freiheit und das Glück hat, wie die Kubaner*innen sie haben. Deshalb sind hunderte oder besser tausende kubanische Spezialist*innen für Gesundheit auf Missionen in anderen Ländern. Genau weil wir diese Freiheit schon erlangt haben und sich die Konditionen herausgebildet haben, dass nicht nur das eigene Land versorgt werden kann und wir auch die Genugtuung haben, dass jede*r Kranke*r versorgt wird, haben wir auch Ärzte, welche in andere Länder gehen, um die nicht gegebenen Konditionen, die aber so dringend nötig sind, zu erleichtern.
Eine andere Sache, die sie in ihrem Programm hatten, war die Situation mit den Unterkünften, die sehr schlecht war, wie sie es auch in vielen anderen Ländern ist. Ihr wisst, wie die Proteste in den anderen Ländern aussehen; um die Leute, die auf der Straße angeschossen werden, weil sie wegen der Mietkosten protestieren und all diese Dinge. In Kuba könnt ihr so lange bleiben wie ihr wollt, ihr werdet das nicht sehen. Warum? Weil wir eine Regierung haben, die für das Volk arbeitet. Heute gibt es sehr wenige Leute auf Kuba, die kein Haus haben, in dem sie komfortabel leben können und es wird dafür gekämpft, dass jede*r ein Haus hat, wo sie oder er ohne jegliche Probleme leben kann, ohne die Angst vor einem Zyklon oder einem Sturm, der das Haus zum Einsturz bringen könnte. Das ist Teil des Programms, welches die Genoss*innen hatten, als sie den Kampf begannen und all dies wurde erreicht.
Proyecto Tamara Bunke: Gibt es sonst noch etwas, das Sie uns gerne sagen würden?
(…) Unser Land ist Opfer einer Menge schlechter Propaganda aus dem Ausland. Lasst uns Klartext sprechen, genauer gesagt verbreitet die Regierung der Vereinigten Staaten eine Menge schlechter Propaganda über uns (…) zum Beispiel jetzt, mit den ganzen Sachen die uns passieren, all das mit den Engpässen, die wir im Land haben, mit den Maßnahmen, die der Präsident der Vereinigten Staaten gegen unser Land ergreift, nur das hat noch gefehlt: Er sanktioniert Schiffe, Unternehmen, all jene, die versuchen, Treibstoff nach Kuba zu liefern. Zufällig ist das ein Menschenrecht. Die Vereinigten Staaten denken ja, sie sind die Könige der Menschenrechte und mir kommt es so vor, dass wer so handelt, die Menschenrechte nicht kennt. Ja sie kennen sie, aber sie erfüllen sie nicht.
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