Operación Obama

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US-Flagge vor der neu eröffneten Botschaft in Havanna (Quelle: indianexpress.com)

Vor 5 Jahren habe ich einen Gringo in Deutschland getroffen. Ich habe mit ihm über die Beziehung zwischen Cuba und den USA diskutiert. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass die USA Cuba respektvoll behandeln und wie einen Nachbarn ohne jegliche Vorwürfe annehmen muss, sagte er: „Solange Castro an der Macht ist, wird es keine Verhandlungen mit Cuba geben.“

Ich weiß, dass ich ihn nie wieder treffen werde, aber er wird jetzt verstanden haben, dass Vernunft, Geduld und Widerstand des cubanischen Volkes sowie die Erfahrung der cubanischen Führung unendlich sind und nie gebremst werden können. Die reaktionären Kräfte in den USA und in der Welt haben verstanden, dass sie nach 57 Jahren Wirtschaftsblockade gegen die Insel jetzt „normal“ mit Cuba umgehen müssen. Internationale Solidarität, gute Beziehung mit Lateinamerika, Afrika und mit Asien, insbesondere in den letzten Jahren sind ein Beweis dafür, dass das sozialistische Cuba nicht alleine ist. Cuba hat viele Freunde auf der Welt.

Auch Obama hat das verstanden, deswegen wird er am 21. März hier in Havanna sein. Die Vorbereitungen für seinen Besuch laufen auf Hochtouren. Im Dezember und im ganzen Januar hat es in Cuba ungewöhnlich viel geregnet. Das Klimaphänomen „El Niño“ hat in Havanna gewütet. Bis Ende Januar war der Malecón bis zur Straße Línea überschwemmt. Starker Wind und viel Regen haben die Vorbereitung für Obamas Besuch verlangsamt, denn tatsächlich ist sein Cubabesuch schon seit längerer Zeit geplant. Seit Anfang Februar wird nun pausenlos am Malecón restauriert, gestrichen und gearbeitet. Die Häuser, die Fassaden werden noch schöner und farbiger gemacht, weil er kommt. Havanna wird noch schöner! Seit Wochen sind hunderte Handwerker am gesamten Malecón im Einsatz. Die Handwerker nennen das „Operación Obama“. Die Zeit drängt, er kommt bald.

Obama wird, wie alle US-Präsidenten das bei ihren Besuchen in anderen Ländern tun, eine Rede in Havanna halten. Viele werden zum Zuhören kommen. Für Cuba ist das überhaupt kein Problem, dass er öffentlich eine Rede halten wird. Er kann über alles reden, was er möchte, heißt es hier. Nach 82 Jahren ist es das erste Mal, dass ein amtierender US-Präsident Cuba besucht. Mit ihm zusammen kommt auch die wichtigste und berühmteste Baseball-Mannschaft der USA für ein Freundschaftsspiel, das am 22. März im Estadio Latinoamerica in Havannas Stadtteil Cerro stattfinden wird. Musik wird den Besuch von Obama auch begleiten. Es ist kein Zufall, dass Ende März die Rolling Stones ein Konzert in der Ciudad Deportiva, ebenfalls im Stadtteil Cerro, geben werden.

Verschiedene Stimmen aus Havanna sagten im Gespräch mit mir: „Wir freuen uns, dass Obama kommt. Wir wollen mit den USA Handel treiben, wir können Nickel, Rum, Zigarren, Tourismus, Medizinwesen und Bildungskräfte für die USA anbieten. Bei uns fehlen viele Sachen. Wir brauchen Maschinen, Landwirtschaftsprodukte, Ersatzteile. Vieles ist hier für uns sehr viel teurer, da wir gezwungen sind aufgrund der US-Blockade Waren über Drittstaaten teurer zu importieren als aus den Herstellungsländern direkt. Das tut dem cubanischen Volk weh. Es ist eine Tatsache, dass die Blockadepolitik der USA eine Menschenrechtsverletzung ist. Guantánamo ist immer noch besetzt. Aber Obamas Kommen ist erst mal nur ein Besuch. Es ist ein langer Weg mit den USA. Wir haben keine Illusion, dass jetzt schnell alles verbessert und morgen die Blockade aufgehoben wird. Es ist vor über einem Jahr große Freude und ein Sieg errungen worden, als am 17. Dezember „Los Cincos“ (Verlinkung) ihre Freiheit aus US-Gefängnissen in Havanna mit dem cubanischem Volk gefeiert haben. Sein Besuch stellt einen weiteren kleinen Sieg da. Möglicherweise wird dies weitere Schritte herbeiführen und vielleicht wird in einem Jahr, 2017, ernsthaft über die Abschaffung der Blockade gesprochen.“ Oder um mit den Worten des Dichters Bertolt Brecht zu sprechen: „Wer kämpft, kann gewinnen, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Dieser Artikel ist von Fari. Hier geht es zu weiteren Artikeln von ihm

5 Gedanken zu „Operación Obama“

  1. Pingback: Wie der Präsident Havanna lahmlegt | Eine Andere Welt ist möglich

  2. Pingback: SDAJ Trier » Imperialisten umarmt man nicht!

  3. Nicht weil ich nicht auch der Meinung wäre, dass die USA Guantanamo an Kuba endlich zurück geben sollten, möchte ich dennoch klarstellen, dass Guantanamo NICHT durch due USA besetzt ist, sondern dem ursprünglichen Vertragswerk folgend gepachtet wurde. Dass es zur Bedingung gemacht wurde, dass für einer etwaigen Auflösung des Pachtvertrages beide Parteien zustimmen müssen, ist zwar blöd, wurde so aber vor mehr als 100 Jahren von beiden Vertragspartnern festgelegt. Einen solchen Vertrag einseitig für ungültig zu erklären, kann man zwar so machen, der andere Vertragspartner kann aber genauso auf die Einhaltung pochen und formal vor der Weltöffentlichkeit auf Rückendeckung hoffen können.

  4. Verhandlungen mit dem Klassenfeind (und Obama ist der Klassenfeind!) sind immer ein zweischneidiges Schwert. Wohin das führt , haben wir in Europa zur Genüge kennengelernt, und das bereits 1959 als der Renegat Chruschtschow sich mit seinem amerikanischen „Freund“ Eisenhower traf, auf der Ranch seinen neuen Cowboyhut aufsetzte und sich mit chromblitzenden Staatskarossen herumkutschieren ließ.

    Das einzige, worauf man sich beim Imperialismus verlassen kann, ist seine Unberechenbarkeit! Man kann nur hoffen, daß die kubanischen Genossen draus gelernt haben…

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