Besseres Wetter, weniger Stress in einer Kleinstadt und schöne Ausflugsziele – damit hat uns Holguín angelockt. Wir verbrachten also 8 Tage in der östlichen Provinzhauptstadt. Der ganze Ausflug war Teil einer Idee, die eigentlich schon im November entstanden ist. Als Projektgruppe ist uns angeboten worden, zuerst auf die Isla de la Juventud zu fahren, um dort bei einem Austausch mit anderen Studierenden der dortigen Universität teilnehmen zu können. Zudem waren wir nicht abgeniegt, andere Teile Cubas kennenzulernen. Da wir auf der Isla sehr bereichernde und interessante Erfahrungen gemacht haben (nicht nur beim Austausch mit anderen Studierenden, auch bei einem Gespräch mit einer Landwirtschaftskooperative oder bei einem Besuch in einer öffentlichen Musik-, Kunst- und Tanzschule) wollten wir ebenso die nächste Chance wahrnehmen, bei einem weiteren Ausflug mitzumachen. Diesmal sollte es nach Holguín gehen.
Samstagmorgen um 7.45 Uhr: Einige Teilnehmende des Projektes treffen sich, um ein paar Tage früher nach Holguín zu fahren. Nutzen konnten wir dank unseres Carnets (cubanischer, temporärer Ausweis) Busse des staatlichen Fernbusunternehmens Astro, die subventionierte Preise haben. Dies bedeutet, dass wir für Hin- und Rückfahrt zusammen ungefähr 11 CUC gezahlt haben, für eine Strecke von jeweils über 700km.
Die ersten drei Tage verbrachten wir damit, die gemütliche Atmosphäre der „ciudad de los parques“ (Stadt der Pärke) zu genießen. Dabei wurde recht schnell festgestellt, dass in fast jedem Park Internetverbindungen bestehen deren Qualität besser ist, als die in Havanna. Dies liegt sicherlich daran, dass für die Anzahl der Bevölkerung relativ viele Hotspots zur Verfügung stehen. Auch ließen wir uns den Ausblick nach einem Aufstieg auf die „Loma de la Cruz“, einem Hügel in der Stadt mit 465 – ungenormt hohen – Treppenstufen nicht entgehen. Weiterhin besuchten wir mit einer Maquina. Den Nationalpark bei Mayarí, in dem die größten Wasserfälle des Landes sowie eine kleine Kaffeeplantage zu bestaunen sind, (Artikel hierzu folgt bald), in der uns freundlich von den Bauern erklärt wurde, wie die Kaffeeproduktion abläuft. Schließlich besuchten wir noch das historische Dorf Gibara an der Nordküste Cubas, wo Christoph Columbus 1492 zum ersten mal einen Fuß aufs cubanische Land setzte und sagte, dass er „la tierra más hermosa que ojos humanos han visto“ sah (Das wunderschönste Land, das menschliche Augen gesehen haben).
Nach diesen 3 Tagen kamen schließlich die restlichen Projektteilnehmenden an sowie Julián, unser Projektbetreuer und seine Frau und das offizielle Programm begann.
Bei einem Besuch einer neuen Provinz, darf ein Treffen mit dem ICAP (Instituto Cubano por la Amistad con los Pueblos / cubanisches Institut für Völkerfreundschaft), welches letztes Jahr seinen 55 Geburtstag feierte und in allen Provinzen vertreten ist, nicht fehlen. Diese Institution ist darauf spezialisiert, ausländischen Besucher*innen Informationen über Cuba und die entsprechende Provinz zu geben und politische Aufenthalte zu unterstützen.
Weiterhin bekamen wir die Gelegenheit auch die Universität von Holguín zu besichtigen und in einen Austausch mit Studierenden, die ein bestehendes Austauschprogramm mit der Uni in Magdeburg haben, zu kommen. Dort wurden wir u.a. mit der Frage konfrontiert, was wir gerne in Cuba ändern würden. Neben mehr Internetverbindungen wurde auch das Thema Machismus und Sexismus angesprochen. Weibliche Teilnehmende kritisierten brunfthafte Verhaltensmuster bei offensichtlich männlich aussehenden Menschen. Auf der anderen Seite wurde aber auch festgestellt, dass offensichtlich weiblich aussehenden Menschen im Bus der Sitzplatz freigemacht wird und aus dem Bus heraus geholfen wird. Weiterhin wurde festgestellt, dass bei einem Vergleich der Bildungssysteme Deutschland zwar mit mehr Technologie trumpft, in Cuba jedoch mehr Engagement und Einzelbetreuung durch die Lehrenden zu beobachten sind. Auch die positiven Auswirkungen der Revolution auf das cubanische Bildungssystem wurden diskutiert.
Darüber hinaus hatten wir die Möglichkeit einen Journalisten zu treffen und mit ihm über Pressefreiheit in Cuba zu diskutieren. So gibt es auch in Cuba einen rechtlichen Rahmen zur Gründung neuer Publikationen sowie die Möglichkeit in Form unabhängiger Webblogs im Intra- und Internet zu publizieren.
Eines der Highlights unseres Aufenthaltes waren sicherlich unser zweimaliger Besuch im Radio Holguín. Dort bekamen wir gleich zweimal die Möglichkeit, mit einer Moderatorin live ins Gespräch zu kommen. Hierbei wurden wir gefragt, wie uns Holguín gefällt, was wir für einen Eindruck von der cubanischen Bevölkerung haben. Außerdem es eine Diskussion über cubanisches Essen.
Ein weiteres Highlight war die Teilnahme am „marcha de las antorchas“ (Fackelmarsch), der jedes Jahr anlässlich José Martís Geburtstags am darauf folgenden Tag von Jugendlichen der Universität und Sekundarstufe am Abend veranstaltet wird (siehe hierzu Artikel von Marcel). Am nächsten Morgen, dem 28.01., dem 163. Geburtstag des Nationalheldes José Martís, nahmen wir weiterhin an dem Umzug der Kinder anlässlich dieses Datums teil.
Alles in allem waren wir sehr zufrieden mit unserer Exkursion in den Osten Cubas und hoffen, in der Zukunft noch mehrere dieser lehrreichen Begegnungen erleben zu dürfen.
Dieser Artikel ist von Mary, Laika und Julie.
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