Seit dem ersten Juli dieses Jahres gibt es in Havanna und allen Hauptstädten der cubanischen Provinzen dutzende neue WiFi-Hotspots, die von allen Menschen auf der Insel genutzt werden können. Diese neue Möglichkeit verbessert vor allem den Kontakt zwischen Cubanern und ihren Familien im Ausland, ermöglicht unter anderem aber auch vielen ausländischen Studenten die Kommunikation nach Hause. Vor allem ist mir aufgefallen dass das Internet auf der Insel von den Menschen viel effizienter und gezielter genutzt wird, als beispielsweise ich dies zu Hause für gewöhnlich tue.
Von acht auf zwei CUC pro Stunde
Obwohl der Preis für eine einstündige Internetkarte normalerweise bei zwei CUC liegt, werden diese oft auf der Straße von Wiederverkäufern für drei CUC an den Mann gebracht. Jene Wiederkäufer gehen schon in den frühen Morgenstunden zu den Verkaufsstellen um dort sämtliche Internetkarten aufzukaufen und diese im Verlauf des Tages für rund einen CUC mehr zu verticken. Mit dem Durchschnittslohn eines Cubaners sind diese Preise für viele noch immer zu hoch, dennoch hat sich in den letzten Jahren im Bezug auf die Internetkosten schon viel verändert: so hat im Jahre 2009 das Internet zum Beispiel noch acht CUC pro Stunde gekostet und die Verbindung war deutlicher schlechter.
Auch heute noch ist die Verbindungsqualität ein großes Problem, was neben dem Preis viele Cubaner zwingt sich ihre Internetzeit sparsam und gut überlegt einzuteilen. Dabei ist am frühen Morgen und unter der Woche die Verbindungsqualität oftmals sehr viel besser als am Abend und am Wochenende. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die meisten Menschen auf der Insel es erst Abends schaffen das Internet zu nutzen und dadurch die Netze stark überlastet sind. Interessanterweise ist die Internetqualität in den Provinzhauptstädten oftmals sehr viel besser, was an der geringeren Nachfrage liegen dürfte – in Havanna hingegen besteht ein ständiger Andrang.
In den internationalen Hotels ist die Internetverbindung oftmals sehr viel besser als an den öffentlichen Hotspots und beinahe vergleichbar mit dem, was ich von zuhause gewohnt bin. Leider wird sehr penibel darauf geachtet, dass dieses Internet nur von Hotelgästen – also vergleichsweise wohlhabenden Touristen – genutzt wird. Viele ausländische Studierende, uns mit eingeschlossen, setzten sich aber trotzdem einfach in die Hotellobby um das schnelle Internet zu genießen – etwas wofür Cubanerinnen aus dem Hotel geschmissen werden würden.
Kuba – abgeschottet vom WWW?
Trotz aller Kritik am langsam anlaufenden Internetausbau Cubas, muss festgestellt werden, dass sich die Insel keinesfalls vom World Wide Web abschottet, was von unseren Medien oftmals so vermittelt wird. Cuba plant, dass bis 2020 jeder zweite Haushalt über einen eigenen Zugang zum Internet verfügt und auch das mobile Datennetz für Handys soll stark ausgebaut werden. Obwohl sich die US-Wirtschaftsblockade schon minimal gelockert hat bedeuten diese Sanktionen immer noch große Probleme bei dem Ausbau der Internetinfrastruktur der Insel.
Der einzige Lichtblick in Bezug auf die technische Grundlage besteht im 2012 verlegten Unterseekabel aus Venezuela, welches die Übertragungskapazitäten der Insel deutlich verbreitert hat. Trotz der von amerikanischer Seite geäußerten Kritik an der Internetsituation auf der Insel haben die Vereinigten Staaten bisher keine Schritte unternommen, Kuba die Verbindung mit den bestehenden Internetkabeln im karibischen Raum zu ermöglichen. Auf jeden Fall steht diese Politik im absoluten Widerspruch zu der in Europa und den USA vertreten Meinung, dass die Staatsführung die Menschen auf Cuba abschottet und nur mit Informationen versorgt, die in ihr Weltbild passen.
Dieser Artikel ist von Hannah, hier geht es zu weiteren Artikeln von ihr.
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