Demokratie

Das Einfache, das schwer zu machen ist

Sozialismus im Alltag

„Sozialismus bedeutet Gerechtigkeit. Keiner hat hier etwas. Da sind wir alle gleich.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, oder die Stimme zu senken, wie es so gerne in den westlichen Medien dargestellt wird, antwortet mir meine Nachbarin auf die Frage, was für sie Sozialismus bedeutet. Eine Antwort, die wohl jeder Spitzenpolitiker in Deutschland mit einem zustimmenden Nicken bestätigen würde. Hört man in den Industrienationen doch so oft von der prekären Situation der Bevölkerung sozialistischer Staaten, die kein Eigentum besäße, da alles in staatlicher Hand zentral verwaltet werde und somit keine Möglichkeit bestehe, durch harte Arbeit an Besitz und Reichtum zu gelangen. Es wird sogar häufig so weit gegangen von einer Gesellschaft zusprechen, in der die Menschen um ihr Überleben kämpfen, anstatt zu betonen, dass beispielsweise im sozialistischen Cuba eine Grundversorgung gewährleistet wird, von welcher man in vielen Entwicklungsländern nicht einmal zu träumen wagt. Eine Grundversorgung, die nicht nur Lebensmittel beinhaltet, sondern auch ein kostenloses Gesundheits- und Bildungssystem.

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Kooperativen im cubanischen Sozialismus

Alte Konzepte neu verwirklicht?

Die Straße ist staubig, heiß, und voller Menschen, die auf ihrem Heimweg der sengenden Sonne entfliehen wollen. Ich stehe am Bordstein des Hospital Militar und warte vergeblich auf meinen Linienbus, den sogenannten Guagua, welcher mich direkt zu meiner Wohnung, einer Casa particular im Stadtzentrum, bringt. Plötzlich kommt ein moderner gelber Minibus mit verdunkelten Scheiben und Platz für ca. 30 Menschen um die Ecke gebogen. Verwundert über das so andere Erscheinungsbild des Busses, an dessen Vorderseite Cooperativa 1 steht und der sich von den mir bekannten Linienbussen im Erscheinungsbild krass abgrenzt, erkundige ich mich beim Fahrer über das Ziel und steige ein.Mein Sitznachbar erklärt mir bei angenehm kühler Temperatur des klimatisierten Busses und auf gepolsterten Sitzen, dass wir gerade mit einer der neuen Transportkooperativen unterwegs sind. Die Legalisierung von Kooperativen wie dieser, die neben den Menschen die auf eigene Rechnung arbeiten (cuenta propistas), heute eine Alternative zur staatlichen Beschäftigung darstellt, sind integraler Bestandteil des Aktualisierungsprozesses der cubanischen Wirtschaft. Sie sollen unter anderem die Effizienz und Qualität der Dienstleistungen fördern und die Produktivkräfte entwickeln. Für 5 Moneda nacional (ca.20 Cent) stellt die Transportkooperative nun eine adäquate Segmentergänzung zwischen den öffentlichen Bussen für 0.40 Moneda nacional (Studenten zahlen 0,20 Mn) und den einfachen Sammeltaxis „Maquina“ für 10 Moneda nacional dar. Doch was sind eigentlich Kooperativen oder Genossenschaften?

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Bildungssysteme im Vergleich: Cuba, Finnland, Deutschland

Warum der Sozialismus sein Volk allumfassend bildet

Dass das cubanische Bildungssystem eins der besten weltweit ist, ist unstrittig – die Daten und Fakten, die verschiedenste Organisationen, Länder und Universitäten gesammelt haben, sind eindeutig. Egal, ob es um den kostenlosen Zugang zum Bildungssystem, die niedrigste Analphabetenrate der Welt oder den hohen Anteil an Doktortiteln und WissenschaftlerInnen im cubanischen Volk geht. Es ist klar, dass die CubanerInnen eins der gebildeten Völker der Welt sind und das, obwohl sie ebenfalls zu den ärmsten Ländern der Welt gehören. In meinem Lehramtsstudium war Finnland das Maß der Dinge, aber es wurde immer betont, dass das skandinavische Land ein sehr reiches ist und deswegen die finnischen Erfolgsrezepte nicht so einfach auf andere Länder übertragen werden können. Man stelle sich nur vor, Cuba ständen die finanziellen Mittel Finnlands oder der BRD zur Verfügung. So gesehen, müsste Deutschland viel eher ein soziales Bildungssystem haben als Cuba, da Cuba – ökonomisch gesehen – noch immer in der Liga der Entwicklungsländer spielt. Aber wo hat das finnische Bildungssystem seine Wurzeln und ist es ein Zufall, dass Länder wie die USA und Deutschland so ein schlechtes Bildungsniveau haben, während das sozialistische Cuba alles für die Bildung der Bevölkerung tut?

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„Die Wahlen sind sehr wichtig!“

Ein Gespräch mit einer jungen Kubanerin

Gastartikel von unseren Freunden von Kubainfos aus der Schweiz

Im April dieses Jahres fanden in Kuba die Kommunalwahlen statt. Die Wahlen werden von den Comités de Defensa de la Revolución (CDR) organisiert. In diesem Artikel soll in Form eines Interviews kurz auf das kubanische Wahlsystem und die Wahlen eingegangen werden. In den bürgerlichen Medien werden die Wahlen in Kuba als Farce oder sogar als gefälscht oder erzwungen bezeichnet. Dass dem jedoch nicht so ist, sondern das die Wahlen wichtig sind, hat uns Laritsa Velasquez aus Santiago de Cuba bestätigt.

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Comité de defensa de la revolución

Nachbarschaftsorganisationen als kleinste Zelle der cubanischen Demokratie

„En cada barrio revolución!“ („In jedem Viertel Revolution!“)

– an diesem Graffiti in den Farben der cubanischen Fahne gehe ich seit meinem Umzug jeden
Tag vorbei. Der Schriftzug, die kleinen Schnörkel der einzelnen Buchstaben, die
etwas zu große Lücke zwischen dem a von cada und dem b von barrio, sind mir so
vertraut geworden. Dieses Wandgemälde gehört genauso zu meinem Viertel, wie der
Bäcker neben der Bushaltestelle und die Kinder meiner Nachbarn. Doch neu ist,
dass ich erst seit kurzem darauf aufmerksam gemacht wurde, dass dies der
Wahlspruch der CDRs ist. CDR ist die Abkürzung für „Comité de defensa de la
revolución“, was so viel wie „Komitee zur Verteidigung der Revolution“ bedeutet.

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Der 1. Mai in Havanna – Ein besonderer Tag

Ein Volk feiert sich und seine Revolution

1.Mai 2015, 5.30 Uhr: schlaftrunken und im Nieselregen verlassen wir das Haus. Der Ausgangssituation nach, könnte es ein ganz normaler deutscher Arbeitstag sein. Ist es aber nicht, weder in Deutschland noch in Havanna. Es ist der erste Mai, Tag der Arbeit, Kampftag der Arbeiterklasse und wir befinden uns in Havanna, Cuba.

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Wahlplakate in Cuba

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Hier sind zwei Wahlplakte aus Cuba. Nach den Angaben des Namens, des Alters, des Beziehungstands, des Schulabschlusses und den Organisationsmitgliedschaften,  folgt noch ein Lebenslauf. Auf Grundlage dessen soll gewählt werden. Nicht weil Wahlversprechen gemacht werden oder eine politische Richtung verteten wird, da die Aufgabe eh sein wird, die Positionen der WählerInnen zu vertreten und die werden regelmäßig auf unterster Ebene diskutiert. Alle KandidatInnen haben so die gleichen Chancen, egal ob sie viel Geld haben oder nicht. Es gibt keine Wahlgeschenke, keine riesigen bunten Wahlplakte mit unhaltbaren Versprechen und auch keine teuren TV-Spots oder Anzeigen in den Zeitungen, die dafür sorgen, dass die, die dem Kapital dienen, an der Macht bleiben.

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Erfahrungsbericht Kommunalwahl am 19.04.2015

Wahlbezirk Nr.44, Marianao, Havanna, 19.27 Uhr, dass Ergebnis der Kommunalwahlen steht fest! Am Ende ist es ruhig geworden, der Trubel der bis in den Nachmittag hinein den Schulhof beherrschte, auf dem sich die drei Wahllokale befinden, ist verflogen. Der große Ansturm auf die Wahllokale erfolgte am Vormittag, bei denen die Menschen bis in den Schulhof Schlange standen um ihre Stimme abzugeben. Der größte Unterschied zur Wahl in Deutschland erscheint uns, ist der gesellschaftliche Charakter der Wahl. Im Wahllokal wird gescherzt, gelacht, man kommt ja aus dem gleichen Viertel. Trotzdem wird dem formalen und geheimen Charakter der Wahl genüge getan.

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