Inmitten der Natur – Ein Vormittag: Rundgang durch Kuba

Jardín Botánico Nacional steht in großen grünen Buchstaben an der Steinmauer neben dem Eingang, auf welchen unser Professor zusteuert. Die Sonne scheint im Zenit auf uns herab, der Himmel strahlt in einem satten blau und vereinzelte Wolken türmen sich weiß in ihm auf und setzen Kontraste. Hinter der Steinmauer und den Zäunen erstreckt sich – mit 600 Hektar und einer Artenvielfalt von über 3000 unterschiedlichen Gewächsen, sowie eine der weltweit größten Sammlungen von Palmen – der Botanische Garten Havannas.

Noch im Eingang stehend fällt auf, landschaftsarchitektonisch hat der Park einiges zu bieten. Kleine Wasserkanäle, geschlängelte Wege, welche über die Kanäle führen, Bänke und Palmen, rechts und links. Entwickelt und angelegt in den Jahren 1967 bis 1989 – mit Hilfe des aus der DDR kommenden Architekten Dr. Johannes Bisse und Anregungen Fidel Castros – eröffnete der Park am 4. Januar, im Jahr 1989, zum 30. Jubiläum der Kubanischen Revolution seine Pforten für alle Interessierten.

Außer der Architektur und der großen Vielfalt an Palmen findet sich auf dem Gelände auch der in nur neun Monaten angelegte Japanische Garten, sowie mehrere von Professoren der CUJAE entworfene Pavillons, welche über 600 verschiedene Pflanzenarten beherbergen. Überdies überall über das Gelände des Parks verstreut: kleine Restaurants und Cafés. Letztere suchen wir gleich am Anfang unseres Ausflugs auf, um uns die Zeit bis zur Führung durch den Park zu vertreiben. Nach einer Runde Jugos (Säfte) für alle geht es wieder Richtung Eingang. Die Führung sollte bald losgehen. Auf dem Weg über die Kanäle hinweg freundet sich Rosa mit den kleinen Fischen an, welche sich in großen Scharen um ihre ins Wasser getauchte Hand versammeln. Glitzernd kommen sie aus dem dunklen Grün der Algen und unter dem Hellen Grün der Seerosenblätter hervor. Die Palmen und der Himmel spiegeln sich im Wasser. Es werden immer mehr, doch da heißt es auch schon Abschiednehmen, denn die Führung geht los. 

Mit ca. zehn weiteren Personen steigen wir in einen von einem Traktor gezogen Wagen: einfache Sitze, Fenster ohne Scheiben. Ganz vorne im Bus sitzt ein Mann, als sich der Bus in Bewegung setzt fängt er an zu erzählen. Der Botanische Garten ist geografisch aufgeteilt: außer der kubanischen Vegetation bekommt man afrikanische, australische, japanische, mittel- und südamerikanische Pflanzen zu sehen. „Eine Fahrt durch den Botanischen Garten Havannas und man hat ganz Kuba gesehen“, scherzt der Guide. Und es stimmt, an uns ziehen abwechselnd Palmen, Laub- und Nadelwälder vorbei. An Trockene Savanne grenzt hier Saftig Grüner Laubwald. Der Wind zieht angenehm durch die Fenster, einige hören ganz aufmerksam zu, andere bewundern den Blick stetig aus dem Fenster gerichtet – Baum für Baum, Strauch für Strauch – alles was an uns vorbei zieht. Nicht nur Pflanzennamen fallen, sondern auch welchen Nutzen die Pflanzen haben. Wir lernen, welche Bäume besonders gutes Holz für Möbel hergeben und bei welchen Pflanzen es sich um Heilpflanzen handelt. Meistens denken viele Leute, sie müssten bei Kopf oder Bauchschmerzen direkt zur Apotheke, dabei wächst die Lösung ihres Problems wahrscheinlich auf der Wiese neben ihrem Haus, erzählt der Guide. 

Die letzte Station sind die Pavillons. Mit uns steigt nur der Guide und ein Ehepaar aus. Die restlichen Besucher werden mit dem Bus wieder zum Ausgang gebracht. Wir laufen gemeinsam durch die Pavillons. Es stellt sich heraus, dass das Ehepaar aus den USA kommt, er jedoch Mexikaner ist, und als Biologe eine Menge Ahnung von Pflanzen hat. Besonders spezialisiert ist er auf Vögel und so beginnt er sich mit unserem Guide mit Erzählungen abzuwechseln. Er entdeckt einen Specht, einen grünen, äußerst seltenen und freut sich wie ein kleines Kind über seine Entdeckung. Alle halten ihren Blick nach oben gerichtet, um nach weiteren Vögeln Ausschau zu halten und tatsächlich: Es taucht noch ein weiterer Specht auf. Als wir erzählen, dass wir an der CUJAE studieren und darüber berichten, was das Proyecto ist, erzählt uns der Biologe, wie in seiner Jugend Camilo Cienfuegos sein größtes Vorbild war und wie er all seine Geschichten verschlungen hat. Am Ende sind es nicht nur die Pflanzen, über die wir reden, sondern mehr unsere eigenen Geschichten, wobei wir uns jedoch weiter von den bunten, leuchtenden Farben bezaubern lassen, welche die unterschiedlichen Gewächse zu unser Rechten und Linken hervorbringen. 

Ein letzter Abstecher über die Kioskos, ein Eis – was nach einem Spaziergang durch die heiße Sonne Kubas keine schlechte Sache ist – und wir laufen wieder zum Eingang, pardon: Ausgang.

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