Kunstausstellung „Paco entre Nosotros“ – Paco unter uns

Am 15.12.2017 wurden wir zu der Ausstellung „Paco entre Nosotros“ eingeladen. Der Spanier Paco Bernal Gil war Maler mit Down Syndrom. Die Ausstellung wurde als Ehrung des sechs Monate zuvor verstorbenen Künstlers von den zwei jungen plastischen KünstlerInnen Lizbeth Labañino und Samuel Dubrocq initiiert, unterstützt vom ICAP – Instituto Cubano de Amistad con los Pueblos (Kubanisches Institut für Völkerfreundschaften) und dem „Comité Internacional Paz y Dignidad a los Pueblos“ (Internationales Komitee für Frieden und Würde der Völker). Lizbeth Labañino, die Tochter von einem der Cuban 5 (mehr dazu hier) Ramón Labañino, lernte Paco Bernals Kunst und seine aktive Unterstützung der Cuban 5 während des langen Kampfes um die Befreiung dieser kennen. In Pacos Worten: „Yo lucho con mi pintura por la libertad de mis amigos Gerardo, Antonio, Fernando, René y Ramón.“ (“Mit meiner Kunst kämpfe ich für die Freiheit meiner Freunde Gerardo, Antonio, Fernando, René und Ramón.” – Paco Bernal Gil). Es waren Menschen wie Paco Bernal, die die Rückkehr der fünf Helden unterstützt und möglich gemacht haben.

Die Ausstellung fand in der „Escuela Educación Especial Solidaridad con Panamá“ (Schule für besondere Bildung Solidarität mit Panama) statt, die im Jahre 1989 gegründet wurde. Es handelt sich um eine Schule für Kinder mit körperlichen und motorischen Behinderungen, in der derzeit mehr als 130 SchülerInnen unterrichtet werden. Zu viert machten wir uns auf die Reise zur besagten Escuela, die etwas außerhalb gelegen ist. An der Schule angekommen begrüßten uns über der Eingangstür folgende Worte: „Paz es lo que quiere y necesita el mundo“ – Frieden ist was die Welt will und braucht. Diese Worte ließen uns sofort willkommen fühlen und auch wenn wir viel zu früh (!) ankamen, betraten wir die Schule, um uns auch Innen umschauen zu können. Wie immer bei Veranstaltungen kannte Julián viele Personen und wir lernten noch an der Tür verschiedene Menschen kennen, die bei dieser Veranstaltung eine wichtige Rolle spielten. Von der hellen, freundlichen Atmosphäre beim Betreten der Schule waren wir sofort begeistert. Gemütliche Sofas inklusive sitzender Kuscheltiere luden zum Verweilen ein, besonders ein großer Teddy hatte es uns allen angetan. Die Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung nutzten wir, um uns etwas umzuschauen. Vor allem die Wandgemälde hatten uns begeistert. Hier wurde unter anderem die Geschichte Kubas und Essensregeln in der Schule dargestellt (siehe Video). In einem Innenhof befanden wir uns auf einem Basketballplatz, es gab ein Schwimmbecken mit einer speziellen Rampe, um mit einem Rollstuhl reinfahren zu können sowie ein Gymnastikraum mit vielseitiger Ausstattung. Gerade war ein Junge dabei Laufen zu üben und seine Lehrerin lächelte und winkte uns freundlich zu.

Dann war es auch schon langsam Zeit den eigentlichen Raum der Veranstaltung zu betreten. Der Weg zur Tür hin war mit einem Tunnel aus bunten Luftballons und der Raum selbst mit Gemälden, augenscheinlich der SchülerInnen, geschmückt. Wir erblickten ein Plakat mit einem Portrait und dem Titel „Paco entre nosotros“ – Paco unter uns. Schnell begriffen wir, was für wichtige Personen anwesend waren, als Julián uns anstupste und sagte, da vorne sitze der Enkelsohn von Fidel Castro. Die Ausstellung wurde in Anwesenheit von Pacos Schwester Rosa, Mitgliedern der „Delegación de la Asocación de Amistad ‚Camilo Cienfuegos’ de Marina Alta, Alicante – Valencia“ (Delegation des Vereins der Freundschaft ‚Camilo Cienfuegos’ aus Marina Alta, Alicante – Valencia) feierlich eröffnet. Es wurden mehrere Reden gehalten und Anekdoten über Paco zum Besten gegeben, Videos gezeigt und von den SchülerInnen der Schule Lieder gesungen. Es war eine sehr bewegende Veranstaltung, mehrere der redenden Personen erinnerten an Paco, vor allem seine Schwester Rosa, die extra aus Spanien angereist war. Flippig in weißem Lagenlook gekleidet, mit kurzen Haaren und einem kleinen, langen geflochtenen Zopf zog sie die Aufmerksamkeit auf sich, als sie voller Emotionen und unter Tränen von ihrem Bruder erzählte.

Im Anschluss an den offiziellen Teil wurden Andenken verteilt und zwei Gemälde Pacos enthüllt, die während der Veranstaltung verhangen waren. Es wurden Gruppenfotos gemacht und wir konnten ein Foto sowie Besos von und mit Antonio Guerrero, einem der Cuban 5, ergattern (siehe Video). Währenddessen wurde Pacos Schwester von verschiedenen Personen schwer belagert, aber Julián entdeckte die Zigarette in ihrer Hand und kündigte ihr an, dass wir deutschen Mädels mit ihr vor die Tür zum Rauchen gehen würden. Wir verbrachten also eine langgezogene Zigarettenpause mit Rosa, die uns sofort blendend unterhielt: Sie machte uns Komplimente wie schön wir seien und meinte, wenn ihr Bruder jetzt hier wäre würde er genau das kommentieren und spielte ihn, indem sie fragte: „Hast du einen Freund?“ – er war immer ziemlich direkt und mochte Mädchen sehr. Sie erzählte wie Menschen ihr gegenüber Angst äußerten vor Menschen mit Down-Syndrom. Ihre Reaktion darauf war stets eine Frage: Wie viele Menschen mit Down-Syndrom haben sexuelle Übergriffe begangen oder Menschen weh getan und wie viele ohne Down-Syndrom? Damit konnte sie die unberechtigte Angst der Menschen widerlegen. Sie erzählte, dass ihr Bruder der einzige war, der sie wirklich verstand, da sie auch nicht gerade einfach wäre, und von ihren gemeinsamen Reisen nach Kuba. Die Begegnung mit Rosa war sehr bewegend und wir konnten spüren wie gegenwärtig Paco und seine Kunst in den Herzen der Menschen ist. Wie Rosa in einem früheren Interview sagte: „La obra de Paco es como la revolución cubana: una lucha por su propia dignidad.“ – “Pacos Werk ist wie die kubanische Revolution: ein Kampf für/um die eigene Würde.” Nach nur wenigen Minuten füllte sich der Platz vor der Tür und gerade als wir gehen wollten erreichte uns die Nachricht, dass René González, ein weiterer der Cuban 5, in Anfahrt wäre. Obwohl wir nach dem sehr langen Tag bereits ziemlich müde waren, warteten wir auf Renés Ankunft. Auch ihn begrüßte Julián und wir fragten diesmal selbst nach, ob wir ein Foto mit René machen dürften. Zufrieden, erschöpft und mit vielen Fotos und Videos bestückt machten wir uns auf den Heimweg zur nächsten abendlichen Verabredung mit einigen aus der Gruppe, einem gemütlichen Ausklang und Start ins Wochenende.

Paco Kurzfilm von Marcel Kunzmann

Dieser Artikel ist von Mira, hier geht es zu mehr Artikel von ihr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert