Filmfestival-Eröffnung: Es geht los mit der Filmhochschule und Fidel

Vom 8. bis 18. Dezember war Havanna Austragungsort des 38. Festivals des Neuen Lateinamerikanischen Filmschaffens. Neben den 18 Lang- und 22 Kurzspielfilmen wurden 18 Erstlingswerke gezeigt werden, die neben 26 Dokumentarfilmen, 27 Trickfilmen, 25 neuen Drehbüchern und 24 Filmplakaten am Wettbewerb beteiligt waren. Aber das war nur ein Bruchteil der insgesamt 1500 Werke aus aller Welt, die im Rahmen des Festivals gezeigt wurden. So waren Spanien und Deutschland mit je einer eigenen Filmreihe vertreten und es wurden Filme aus Australien, Ägypten und sogar der Westsahara gezeigt. Aber natürlich lag der Schwerpunkt beim Filmschaffen aus der Region, also Lateinamerika und der Karibik. Ein besonderes Highlight war die Retrospektive der Ursprünge des neuen cubanischen Kinos mit restaurierten und nun digitalisierten Versionen der Klassiker der 60er Jahre wie „Tod eines Bürokraten“, „Erinnerungen an die Unterentwicklung“ und viele mehr.

Filmstars und -sternchen?

Aber natürlich sind bei einem Filmfestival auch die prominenten Gäste eine Attraktion. Wobei hier in Havanna alles sehr dezent abläuft und sogar wenn Weltstars wie der US-Regisseur Oliver Stone oder die bekannte brasilianische Schauspielerin Sonia Braga zur Pressekonferenz laden, kann jeder Akkreditierte rein, nicht mal der Rucksack wird kontrolliert und es wird viel gefragt und heiß diskutiert.

Oliver Stone und Fidel

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Der mit drei Oscars prämierte Oliver Stone war bereits dreimal auf Cuba, um für seine Dokumentarfilme „Commandante“ (2003) , „Buscando a Fidel“ (2005) und „Castro in Winter“ (2012) Interviews mit Fidel Castro zu führen. Interessant von ihm zu hören, dass der Film „Commandante“ niemals offiziell in den USA in den Kinos laufen durfte! Dafür steht er aber online zur Verfügung und sollte gerade jetzt vielleicht wieder viel geguckt werden? In einem Interview, das Oliver Stone der cubanischen Tageszeitung GRANMA gab, verabschiedet er sich auf seine Weise von Fidel mit Worten wie „Wir werden ihn sehr vermissen“ und erinnert an seine historische Leistung: „Eine brillante Persönlichkeit die alles was in der Welt nach 2001 passiert ist vorausgesagt hat.“
Dieses Mal kam Oliver Stone nach Havanna, um seinen neuen Film über den Whistleblower Edward Snowden auf dem Festival vorzustellen.

Eröffnungsfeier im Theater Carlos Marx

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Die Eröffnungsfeier des Festivals fand traditionell im Theater „Carlos Marx“ statt. Ja, ihr lest richtig: In Havanna gibt es einen Kulturtempel der nach Karl Marx benannt ist! Ein riesiges Theater mit einigen tausend Sitzplätzen, das für Konzerte, Ballet und andere Kulturevents genutzt wird.
Das Festival feierte dieses Jahr insbesondere den 30ten Geburtstag der internationalen Filmhochschule EICTV in San Antonio de los Banos in der Nähe Havannas. Die „Escuela Internacional de Cine y TV“ (EICTV), heute auch unter dem Namen „Filmhochschule aller Welten“ (escuela de cine de todos los mundos) bekannt, weil dort Frauen und Männer aus allen Teilen der Welt studieren, wurde im Dezember 1986 gegründet. Wie Pavel Giroud, der Leiter des Festivals anmerkte, verdankt die Schule ihre Gründung dem Willen der kubanischen Revolution und der Fähigkeit Fidels, Träume wahr zu machen, die für die Völker der Dritten Welt schier unmöglich schienen.

Fidel, das Kino und die Filmhochschule?

Und was hat nun Fidel mit dem Film und der Filmhochschule zu tun?
Bei der Eröffnung des Filmfestivals 1985 in Havanna verkündete Fidel, die Idee eine Filmhochschule für StudentInnen aus Lateinamerika und der Karibik zu gründen und bat um Unterstützung für dieses Projekt. Es wurde eine Stiftung gegründet. San Antonio de los Banos wurde die Heimat der Schule und viele Prominente UnterstützerInnen allen voran der lateinamerikanische Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez, der argentinische Regisseur Fernando Birri, Filmschaffende wie Julio Garcia Espinosa aus Cuba und viele andere, vor allem aus Lateinamerika, legten die Grundsteine für eine neue, ganz andere Art von Filmhochschule, die heute Weltruf genießt.
Zur Erinnerung an die Geschichte der Schule und vor allem auch an Fidel wurde ein beeindruckender Dokumentarfilm gezeigt, der die Stationen von der Idee Fidels, über die Grundsteinlegung und die weitere Entwicklung der Schule zeigt, die heute StudentInnen aus allen Teilen der Welt ausbildet.

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Dieser Artikel ist von Linda. Hier geht es zu weiteren Artikeln von ihr.

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2 Gedanken zu „Filmfestival-Eröffnung: Es geht los mit der Filmhochschule und Fidel“

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