Die Zuckerplantagen unserer Uni

Nicht weit entfernt vom Unigelände der CUJAE, der technischen Uni Havannas, befindet sich das Central Toledo – Museum des Zuckerrohrs und die Zuckerfabrik Manuel Martinez Prieto. Fast unvorstellbar, dass das ganze Gelände, über das sich der Universitätskomplex der CUJAE erstreckt, einst nichts als eine 6180 m² Zuckerrohrplantage war und noch vor weniger als 80 Jahren in Besitz einer Familie namens Asturo war, die durch die Arbeit ihrer Sklaven auf den Plantagen ihren Reichtum vermehrte. Allein die Vorstellung erscheint mir seltsam, wenn ich an all die Studierenden aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt denke, die ich hier kennengelernt habe. Ich frage mich wie es dazu kam, dass die CUJAE gerade hier auf einer ehemaligen Zuckerplantage gebaut wurde, die doch recht abgelegen von der Innenstadt liegt. Die Antwort auf meine Frage erhalte ich bei meiner Geschichtsdozentin mit dem Verweis auf das Monumento Nacional del Complejo Universitario “José Antonio Echeverría”, welches Kulturerbe der CUJAE (Ciudad Universitaria José Antonio Echeverría) ist.

„La CUJAE es expresión y testimonio de la creación humana de vital relevancia en relación con la historia, la educación, la ciencia y la cultura en general. […] La idea de una ciudad universitaria tiene su origen en los pensamientos de José Antonio Echeverría, y posteriormente, El Comandante en Jefe, en septiembre de 1960; anuncia el propósito de construir dicha ciudad, creándose una comisión con este fin“ (Die CUJAE ist Ausdruck und Erbe der menschlichen Entwicklung mit bedeutender Relevanz in Bezug auf Geschichte, Bildung, Wissenschaft und Kultur. Der Ursprung der Idee einer Universitätsstadt stammt aus dem Denken von José Antonio Echeverría und später im September 1960 kündigte der Comandante en Jefe (Fidel Castro) seine Absicht an, die angedachte Stadt zu erbauen. Es gründete sich eine Kommission, die das durchführte.)

So ist es im Antrag der Kommission festgehalten, die das Ziel hatte, die CUJAE als Kulturerbe Cubas zu erhalten. Um nachzuvollziehen, wer José Antonio Echeverría war und warum sein Name gegenüber der Casa Estudiantil auf unserem Unigebäude zu lesen ist, ist es notwendig das Baujahr der CUJAE im historischen Kontext Cubas einordnen.

Die cubanische Revolution und die CUJAE

Schon vor 1930 fanden sich Studierende an der Universität Habanas zusammen um gegen die von den USA unterstützte blutige Diktatur Batistas Widerstand zu leisten. Die Studentenbewegung Federacion Estudiantil Universitaria FEU, die bis heute besteht, spielte dabei eine wichtige Rolle. Da sie die intellektuelle Bewegung der Revolution mit anführte.

José Antonio Echeverría wird während der stürmischen Zeiten 1954 zum Präsidenten der FEU gewählt und knapp ein Jahr später wird die Universität Habanas aufgrund der zunehmenden politischen Aktivitäten der Studierenden gegen Batista geschlossen. Doch der Widerstand der Studierenden hielt an. Als sich 1957 beim Überfall der Studierenden auf der Präsidentenpalast und nach der Übernahme eines Radiosenders die Situation zuspitzt, wird José Antonio Echeverría bei einem Gefecht in der Universidad de La Habana getroffen und stirbt. Doch sein Kampf war nicht vergebens, wie auch der, der vielen anderen Studierenden, die aufgrund des Terrorregimes ums Leben kamen. Am 1. Januar 1959 wird die Diktatur Batistas mit dem Einzug der revolutionären Kräfte unter Fidel Castros endgültig gestürzt.

Nach einigen Treffen mit den Studierenden wurde Fidel klar, dass der Unterricht an der Universität schnellstmöglich beginnen muss. Das bedeutete auch, dass weitere Unis erbaut werden müssen um allen einen Studienplatz gewährleisten zu können und gemeinsam mit der FEU wird zum ersten Mal über die Gründung der Universitätsstadt Ciudad Universitaria José Antonio Echeverría gesprochen. Die Wahl des Ortes für den Bau der Uni ist nicht zufällig gewählt. Die Idee auf den ehemaligen Plantagen des Großgrundbesitzers eine Universitätsstadt zu erbauen, zeigt die Umsetzung der Ideen der Revolution, die es auch schafften Batista und die ausbeutende Klasse zu stürzen.

Um den Bau der Universität fortführen zu können wird 1962 ein Petitionsantrag zur finanziellen Unterstützung an die Vereinten Nationen gestellt, da durch die Plünderung der Staatskasse durch das Batista Regimes dringend Kapital benötigt wurde. Gegen diesen Antrag stellen sich die Repräsentanten der USA und versuchten vergeblich den Bau der Universität zu verhindern. Die Idee der Ciudad Universitaria findet Anklang und 1965 erhielt die CUJAE einen bedeutenden finanziellen Zuschuss von den Vereinten Nationen. Im selben Jahr noch kommen vietnamesische Studierenden an der CUJAE an, die ersten ausländischen Studierenden, die die Errungenschaften der revolutionären Regierung erfahren konnten.

Heute befindet sich auf dem ehemaligen Plantagengebiet das Universitätsgelände , welches tausenden von Studierenden aus aller Welt die Möglichkeit bietet, technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge zu studieren.

Dieser Artikel ist von Dilara. Hier geht es zu weiteren Artikeln von ihr.

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