Das Zentrum für molekulare Immunologie (CIM)

Ein Besuch bei unseren Genossinnen und Genossen, die jeden Tag die Welt ein Stück besser machen

Das CIM machte durch die Entwicklung des Medikaments Cima Vax-EGF innerhalb des letzten halben Jahres Schlagzeilen in aller Welt. Cima Vax-EGF hemmt die Bildung von Tumoren bei Lungenkrebspatienten, erhöht somit deren Lebenserwartung und hat zudem eine schmerzlindernde Wirkung. In Cuba und mehreren anderen Ländern Lateinamerikas wird das Mittel bereits angewandt, auch Großbritannien und Australien haben schon Studien mit dem Medikament durchgeführt.

Das ist ein aktueller Anlass unsere Genossinnen und Genossen, die in der UJC, der kommunistischen Jugend Cubas organisiert sind, an ihrem Arbeitsplatz zu besuchen und eine kleine Reportage zu machen.
Die Sonne scheint, wir stehen vor dem palmenumsäumten Hauptgebäude des CIM. Unsere Compañeros empfangen uns sehr herzlich. Ein Treppenaufgang in der Lobby des Hauptgebäudes in Form einer DNA zeigt an, worum es hier geht. Um Forschung an Proteinen, auf Ebene der Genetik, der Zellteilung und des Einsatzes der Produkte der Biotechnologie zur medizinischen Behandlung. Wir sind verabredet mit Ruslan, Karina und Diobel, die allesamt im CIM arbeiten und forschen. Ruslan arbeitet in der technischen Versorgung, Diobel und Karina, die schon einen Doktortitel durch ihre Arbeit erworben hat, arbeiten in den Laboren. Durch einige Exkursionen in die cubanische Natur hatten wir unsere Freunde vor einem halben Jahr kennengelernt.

Das CIM – Bollwerk des Sozialismus

Mitten in der wirtschaftlich sehr schwierigen Spezialperiode, im Jahr 1994, wurde das CIM gegründet. In seiner Einweihungsrede sagte Fidel Castro folgendes:

„Ich muss hinzufügen, dass es in der Welt sehr wenige Zentren wie dieses gibt. Es ist ein Zentrum auf Weltniveau, in seiner Konstruktion, seiner Sauberkeit, seine Geräte sind die modernsten… Es ist das aber vor allem in einem, in dem wir uns nicht schlagen lassen werden, und das ist die Qualität der Männer und Frauen, die in diesem Zentrum arbeiten werden, oder schon darin arbeiten… Es ist mit großem Stolz verbunden, inmitten der Spezialperiode dieses Zentrum einzuweihen, was kein Luxus ist, es ist ein Versprechen für die Gesundheit und das Wohlergehen unseres Volkes, es ist ein Versprechen über zukünftige Einnahmen unserer Wirtschaft.“

Rückblickend beeindruckt diese Weitsicht in einem Moment, in der durch den Zusammenbruch der UDSSR als Haupt-Wirtschaftspartner innerhalb von wenigen Jahren große Teile der Wirtschaft zusammengebrochen waren und Cuba mit existentiellen Problemen, wie der Versorgung der eigenen Bevölkerung, zu kämpfen hatte.
In dieser Rede wird schon klar, worum es auch bis heute noch im CIM geht: Nämlich darum, die nationalen Bedürfnisse an Medikamenten zu decken und darüber hinaus für den Export in andere Länder zu produzieren, um Devisen für die cubanische Wirtschaft einzunehmen. Karina erklärt außerdem, dass die Besonderheit des Zentrums der geschlossene Kreislauf von Forschung und Entwicklung, Produktion, Qualitätskontrolle und Verkauf ist. Wir betrachten ein Modell des Campus des CIM, auf dem alle Gebäude der verschiedenen Abteilungen zu sehen sind. Insgesamt arbeiten ca. 1.000 Menschen im CIM, welches auch einen kleinen Ableger von Laboren in Santiago de Cuba hat. Von einfachen Arbeitern bis zum Direktor wurde intern festgelegt, dass die höchsten Einkommen nicht  mehr als vier Mal so viel betragen können wie die geringsten Einkommen der einfachen Arbeiter. Jeden Monat gibt es zusätzlich zu den Treffen der Massenorganisationen, wie Gewerkschaft oder UJC, (Kommunistische Jugend Cubas) eine Veranstaltung der offenen Tür, bei welcher der Direktor und die Abteilungsleiter direkt für Fragen, Vorschläge und für Diskussionen zur Verfügung stehen. Der einfache Zugang zur Leitungsebene und die Transparenz ist ein weiteres Grundprinzip, das uns unsere Freunde bestätigen. Sie sind begeistert von der Struktur des CIM, in dem eine Atmosphäre des wissenschaftlichen Austauschs und der Kreativität herrscht. Unsere Freunde berichten uns, dass es ihre Hauptmotivation ist, die Auswirkungen ihrer Arbeit zu sehen, und einen Beitrag in der Medizin zu leisten. So führt das Zentrum in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern auch die Studien durch, die die Erfindungen dann zur Anwendung bringen. Außerdem betonen unsere Freunde wie wichtig es ihnen ist, sich wissenschaftlich und persönlich weiterentwickeln zu können. Das CIM arbeitet mit den Universitäten Cubas zusammen,  wobei viele Studenten hier Forschungs- und Abschlussarbeiten durchführen. Diobel meint, das Schönste wäre doch zu sehen, wie sich eine Idee verwirklicht und in der Realität ihre Auswirkungen zeigt.

Zum Beispiel hier aufgeführt, einige der letzten kommerziell angemeldeten Präparate des CIM:

  • CIMA Vax-EGF (2007), wie oben genannt, für Patienten mit Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium
  • CIMA her (2005), bei Patienten mit Tumoren in Bereich Hals und Kopf in fortgeschrittenem Stadium
  • EPOCIM (2004), Verwendung bei Anämie, Niereninsuffizienz, AIDS-Patienten

(genauere Informationen auf der Webseite des CIM:  www.cim.cu)

Herausforderung Globalisierung und Weltmarkt

Cuba kann auch als sozialistische Insel nicht isoliert in der kapitalistischen Welt bestehen. Nicht nur braucht z.B. das CIM Massenspektrometer oder andere hochspezialisierte Geräte, deren Preise durch die Blockade hochgetrieben werden. (Im Fall des Massenspektrometers musste dieses außerdem 1 Jahr „um die Welt reisen“, um endlich über Drittländer sein Ziel zu erreichen.) Cuba muss auch andere Technik und Lebensmittel importieren, die es selbst nicht herstellen kann oder eben in Bereichen, in denen es sich nicht lohnen würde, eine eigene Produktion allein für ein so kleines Land aufzubauen. Um diese Importe tätigen und finanzieren zu können, muss auch das sozialistische Cuba am kapitalistischen Weltmarkt teilnehmen und muss sich somit zu einem gewissen Grad dessen Regeln anpassen. Und so bekam auch das CIM die Aufgabe seine Medikamente nicht nur gratis für die Versorgung der eigenen Bevölkerung oder die Versorgung von Entwicklungsländern bereit zu stellen, sondern diese auch auf dem Weltmarkt gewinnbringend zu verkaufen.
Das CIM vergrößerte also seine Kapazitäten, um über den inländischen Bedarf hinaus auch für den Weltmarkt produzieren zu können. Laut dem Direktor Augustin Lage ist das mit der Formel „Die fixen Kosten steigen“ auszudrücken. Er spricht außerdem von einer gegenseitigen positiven Verstärkung in der Entwicklung von Technologie und Globalisierung.
Im konkreten Beispiel des CIM wird – wie schon erwähnt – zunächst der Bedarf der cubanischen Bevölkerung an den medizinischen Präparaten gedeckt. Die Herausforderung für das CIM besteht immer auch darin, Alternativen für sehr teure – und in vielen Fällen darüber hinaus von den USA blockierte – medizinische Präparate für die Menschen zu entwickeln. Alles was darüber hinaus produziert wird, kann ins Ausland exportiert werden. Die Produkte des Zentrums werden bereits in 30 Länder vertrieben und eigene Produktionsstätten in Form von gemischten Unternehmen mit cubanischem Anteil in China, Indien und Brasilien sind entstanden. Zwischen diesen Zentren besteht reger wissenschaftlicher Austausch.

Der Hoffnung eine realistische Perspektive geben

Mit demokratischen Strukturen, Fokus auf beruflicher und sozialer Entwicklung der Mitarbeiter und generell einer anderen Arbeitskultur muss das CIM auf dem Weltmarkt mit den profitgesteuerten Pharmaunternehmen des Westens bzw. des  industrialisierten Nordens konkurrieren. Dazu sagt der Direktor des CIM:
„Wir müssen zeigen, dass Kooperation effizienter ist als Wettbewerb.“ Denn Effizienz und wissenschaftliche Entwicklung ist nicht gleich maximale Ausbeutung der Arbeiter. Effizient und effektiv in der Wissenschaft sein, heißt eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Medikamente wie CIMA Vax-EGF entwickelt werden können. Und hier ist das CIM offensichtlich durchaus konkurrenzfähig, genau wegen des sozialistischen Charakters der Produktion und der sich weiter bildenden, zufriedenen und hoch motivierten Mitarbeiter. Davon konnten wir uns persönlich überzeugen. Innerhalb des CIM hat uns der kameradschaftliche Umgang zwischen den Mitarbeitern stark beeindruckt. Wir bedanken uns dafür mit offenen Armen empfangen worden zu sein.

Was wir gesehen haben, sagt uns, dass unsere Compañeras und Compañeros vom
CIM weiterhin auf ihre solidarische und kameradschaftliche Art und Weise
arbeiten und damit weiter international Erfolg haben werden; und vor allem,
dass sie weiterhin Fortschritte im Kampf gegen die schlimmsten Krankheiten
der Menschheit machen werden.

Dieser Artikel ist von Karl. Hier gibts mehr von ihm!.

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